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Kulturgeschichte Rumäniens

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Kulturgeschichte Rumäniens
Der Staatsname Rumäniens belegt die einstige Herrschaft Roms. Man versteht sich als Erbe Roms und betont die Verschwisterung mit Frankreich und anderen romanischen Ländern Europas. Rumänien ist das einzige Land der neolateinischen Familie, das demonstrativ den Namen Roms führt.

Übersicht / Sumar
Rumänische Identität Identatea românilor Die Ethnogenese Etnogeneza Prähistorisches und Vorromanisches Epoca preistorică şi preromanică Die geto-dakische Kultur Cultura geto-dacă Die Romanität Rumäniens Romanitatea României Die freien Daker Dacii liberi Dakoromanische Kulturkontinuität Continuitatea culturii daco-romane Rumänien und Byzanz România şi Bizanţul Rumänien im Mittelalter România în Evul Mediu Die Entwicklung zum Nationalstaat Formarea statului naţional Das rumänische Königreich Regatul României Der Niedergang des Königreichs Căderea Regatului Rumänische Volksrepublik Republica Populară Romînă Sozialistische Republik Rumänien Republica Socialistă România Die Ära Ceauşescu Epoca lui Ceauşescu Das heutige Rumänien România de astăzi

Istoria culturii române
Numele statului român aminteşte de stăpânirea Imperiului roman. Statul este văzut drept moştenitor al Romei şi accentuează fraternitatea cu Franţa şi cu celelalte ţări romanice ale Europei. România este singura ţară a familiei neolatine, care păstrează în mod demonstrativ numele Romei.

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Rumänien - Rumänische Identität

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Die rumänische Identität
Der Staatsname Rumäniens belegt die einstige Herrschaft Roms. Man versteht sich als Erbe Roms und betont die Verschwisterung mit Frankreich und anderen romanischen Ländern Europas. Rumänien ist das einzige Land der neolateinischen Familie, das demonstrativ den Namen Roms führt.
Die rumänische Bezeichnung "România" verweist noch deutlicher als das deutsche «Rumänien» auf die römischen Ahnen. Diesen Bezug will man nach außen kundtun: Als etwa im Zuge der Orthographiereform der stalinistischen Nachkriegszeit der Buchstabe â in România durch ein das Romanische verschleierndes î ersetzt werden sollte, spielten das Volk und seine Intellektuellen nicht mit. Sehr bald schrieb sich der Staatsname wieder mit â, ganz in der römischen Tradition.

Jahrhundertelang haben sich die Menschen, die sich in der Sprache Roms unterhalten haben, Romani genannt, ohne dass sie einen alle Sprecher vereinigenden Staat ihr eigen nennen konnten. Man entwickelte ein sicheres Gespür, ob ein Wort romanischer oder fremder Herkunft war. Das Bewusstsein der römischen Abstammung ist tief in der Bevölkerung verwurzelt. Das Wissen, dass man den italienischsprachigen Besucher Rumäniens bis zu einem gewissen Grad verstehen kann, vertieft im Zeitalter der Tourismus das Gefühl der Zugehökeit zum romanischen Kulturkreis. Das eigentliche Romanitätsbewusstsein ist in der Geschichte zu suchen. Es geht zurück auf die Zeit, in der Roms Garnisonen die dakischen Provinzen verlassen mussten. Rom blieb eine Attraktion für die romanisierten Daker. Man trieb weiter Handel mit den transdanubischen Siedlungen der Weltmacht. Die überregionale Verkehrssprache für diesen Handel blieb die Sprache Roms, auch nachdem die Legionäre Roms abgezogen waren. Als die Wogen der Völkerwanderung über die römischsprachig gewordenen Daker nunmehr Dakoromanen - schlugen und sie vom niedergehenden Rom geographisch getrennt wurden, war ihre überregional verständliche Sprache, das von ihnen gesprochene und veränderte Latein, das einzige identifizierende Merkmal. Im Westen Europas vergaß man die Hirten und Bauern der Karpaten und des Donautieflandes, die sich Romani nannten. Noch war der musulmanische Glaubensfeind aus dem Westen des Abendlandes nicht vollends vertrieben, da bedrohten die ebenso islamischen Osmanen den von Byzanz, Roms Nachfolgekultur, geprägten Osten. Mit dem byzantinischen Konstantinopel fiel die letzte vorgeschobene Bastion des Christentums am Rande Europas. Das Ende der byzantinischen Herrschaft und die Bedrohung durch das Osmanische Reich führte zum allmählichen Erstarken des

Die christlich-abendländische Tradition Rumäniens, war ganz anders geartet als die westliche. Im ungarisch und deutsch beeinflussten Siebenbürgen entstand ein Bollwerk abendländischen Christentums und seiner Reformatoren. In Moldau und Walachei wurde das Lateinische als Sprache von Kirche und Klerus ersetzt durch das Altkirchenslawische, die Sprache der Slawenmissionare Kyrill und Method, und festigte über den orthodoxen Glauben den Widerstandswillen der Rumänen in der Auseinandersetzung mit der türkischen Bedrohung. Das osmanische Reich konnte im romanisierten Dakien keine Islamisierung durchsetzen. In ihrem Festhalten am Erbe Roms haben die romanisierten Daker und ihre Nachfahren, die sich weiterhin Romanen (Români) nannten, einen wichtigen Charakterzug erworben: Sie werden zu kulturellen Insulanern; zu Inselbewohnern in den umgebenden fremden Völkern und Kulturen. Das rumänische Volk versteht deshalb sein römisches Erbe nicht nur als etwas Lateinisches, sondern im wesentlichen als ein Anderssein. Die Romanen des Ostens unterschieden sich von den umliegenden Slawen, wenn sie auch mit ihnen die Religion teilten. Sie waren anders als die benachbarten Ungarn, auch wenn sie zum Teil unter der Stephanskrone leben mussten. Sie waren anders als die oströmischen Nachfolger des Imperiums, die sich in Byzanz des Griechischen bedienten, und anders als die außereuropäischen Eroberer von Istanbul. Dieses Anderssein konnte nur durch eine in Jahrhunderten erworbene Technik der Assimilation ohne Verlust der eigenen Identität gewahrt werden. Lieber ein lebender Hund als ein toter Löwe, sagt ein altes rumänisches Sprichwort. So ist die rumänische Identität romanisch begründet, sie konnte sich jedoch nur durch listige Abgrenzung und durch vorsichtige, meist nur oberflächliche Anpassung über Jahrhunderte hinweg bewahren. Auf der Basis dieser Identität ist eine großartige und an Vielfältigkeit kaum zu überbietende Kultur entstanden, die zwar romanische Wurzeln hat, aber Einflüsse von Orient und Okzident aufweist.

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Rumänien - Rumänische Identität

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rumänischen Bewusstseins und letztlich auch zur Wiederentdeckung ihrer romanischen Identität. In den folgenden vier Jahrhunderten musste das Rumänentum um seine Existenz kämpfen. Die Wiederentdeckung der romanischen Identität unterstützte diesen Kampf.

Dakische Frauen auf der Trajanssäule zurück zur Textauswahl

Trajanssäule

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Rumänien - Rumänische Ethnogenese

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Die Ethnogenese
Die Ethnogenese des rumänischen Volkes kann man vergleichen mit dem Wachstum eines Menschen: In einer dakoromanischen Ehe geboren, erlebt das rumänische Volk in den Wirren der Völkerwanderung die zurückgezogene Kindheit eines Hirten- und Bauernvolks. Es berlebt durch Anpassung und wird mit einer orthodoxen Erziehung christlichen Idealen verpflichtet, die in einem ihm fremden Idiom vermittelt werden. So entsteht ein resistenter Jüngling, der sich erst unter Fremdherrschaft, die er mit anderen Völkern zusammen erdulden muss, auf seine Herkunft besinnt und auflehnt: Er wird zum Rumänen. Es gilt heute als sicher, dass die ethnische Vielfalt auf der Balkanhalbinsel in prähistorischen Zeiten nicht geringer war als etwa heute. Die Balkanhalbinsel war ohne Zweifel schon in neolithischer Zeit besiedelt. Erst seit Beginn der Bronzezeit aber gilt eine indogermanische Besiedlung als wahrscheinlich. Aus dieser Zeit stammen unsere ersten historischen Erkenntnisse über die Vorfahren der heutigen Rumänen. Die Thraker, jenes von Herodot als «das größte nach den Indern» bezeichnete Volk, waren in viele Stämme zersplittert. Nach ihrem Siedlungsgebiet zwischen Schwarzem Meer, Donau und Ägäis kommen sie als Verwandte der rumänischen Vorfahren in Frage. Das Nachbarland Bulgarien hat seine historische Herkunft in jüngster Zeit vor allem auf die Thraker begründet. Für das rumänische Siedlungsgebiet sind die den Thrakern verwandten Stämme der Daker (so nannten die Römer sie) und Geten (so genannt von den Griechen) zuständig. Während Herodot die rechtsdanubischen Geten ausdrücklich zu den Thrakern rechnet, ist das Siedlungsgebiet der Daker links der Donau vor allem in Siebenbürgen und auch in der Walachei zu suchen, also auf rumänischem Kernland. Nach diesem geographischen Detail zitiert man heute in Rumänien die Daker als die vorrömischen Ahnen des Volkes. Da sowohl getische wie auch verwandte dakische Stämme Rumnien bewohnten, spricht man von den Geto-Dakern. Nach den Dakern wurde im modernen rumänischen Nationalstaat alles mögliche benannt: Von der berühmten von M. Kogălniceanu im vorigen Jahrhundert gegründeten Literaturzeitschrift Dacia literară (literarisches Dakien) bis zu dem von Renault lizensierten und von Ceauşescu propagierten rumänischen Automobil Dacia, findet man Kaffeehäuser, Boulevards, Zigaretten und Kinos als Namensträger. In dem Sieg der Römer über die Daker unter Trajan sehen die Rumänen Bis das rumänische Volk als historische Größe fassbar wird, vergehen noch einige Jahrhunderte prägender Ereignisse: Die Kindheit in der rumänischen Ethnogenese, zunächst vor allem die Kontakte mit den umliegenden zugewanderten slawischsprachigen Völkern. Die Nachkommen der romanisierten Daker haben keine gefährdeten Städte gegründet. Sie überlebten als Hirten und Bauern die Völkerstürme. So fiel es ihnen auch nicht schwer, fremde schriftsprachliche Traditionen zu tolerieren. Die altbulgarische Kultur, die sich der Schriftsprache des Altkirchenslawischen bediente, hatte über die christliche Missionierung den wohl bedeutendsten Einfluss auf die Entwicklung der rumänischen Sprache und Kultur. Die weitaus höchste Anzahl fremder Lehnelemente im Rumänischen stammt aus dem Altkirchenslawischen, das Sprache von Klerus und Ritus wurde und im Osten die Rolle des westeuropäischen Kirchenlateins einnahm. Doch ist die rumänische Ethnogenese auch nicht ohne Byzanz und seiner Bemühungen zu römischer Kontinuität zu verstehen. Schließlich hat Ostrom nicht nur das Christentum des Ostens entscheidend geprägt, es hat auch - nicht zuletzt den rumänischen Fürstentümern - eine gesunde Portion diplomatischen Geschicks vermittelt, die man bei der späteren Auseinandersetzung mit der Hohen Pforte in Istanbul ebenso benötigte wie bis in die jüngste Epoche rumänischer Geschichte hinein. Böse Zungen führten sogar die Vorliebe für Vetternwirtschaft und Personenkult während der CeauşescuDiktatur entschuldigend auf das Erbe byzantinischen Hofetiketts zurück. Mit der Ablösung der byzantinischen Wache am Bosporus beginnt die Jugend des rumänischen Volkes. Es hatte durch die ungarische Landnahme bereits leidvolle Erfahrungen gesammelt und sein Territorium mit anderen teilen müssen. Doch auch diese Kontakte mit ungarischen und später deutschen Siedlern, die die Städtekulturen Siebenbürgens begründeten, sind Teil der rumänischen Ethnogenese. Vom Rumänentum Siebenbürgens gehen schließlich die entscheidenden Impulse aus, die zu einem romanischen Selbstbewusstsein und schließlich außerhalb Siebenbürgens zur Konstituierung einer rumänischen Nation und einem Nationalstaat führen. Die rumänische Ethnogenese ist somit die Summe aller Erfahrungen, die die einstmals römisch kolonisierten Geto-Daker und ihre benachbarten Schicksalsgefährten bis ins 18. Jahrhundert machen mussten. Diese

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Rumänien - Rumänische Ethnogenese

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die Geburtsstunde ihrer geschichtlichen Zivilisation. Auch diese Sicht ist nicht immer frei von politischen Visionen oder Absichten: Wollte jemand durch Hervorhebung des römischen Elements im Rumänischen allzu stark die politisch zeitweilig nicht immer opportune Wesensverwandtschaft zu den romanischen Ländern im Westen dokumentieren, so konnte man ihn leicht mit der Überbetonung des autochthon geto-dakischen Elements wieder zur Raison bringen. Waren es doch die Römer, die es versucht haben, die bodengebundene Bevölkerung der Daker zu unterjochen! Und mussten sie nicht schließlich abziehen? Unabhängig von politischen Opportunitäten gilt die dakoromanische Symbiose in der rumänischen Ethnogenese als Keimzelle des rumänischen Volkes.

Erfahrungen sind ungleich vielschichtiger als die der anderen romanischen Völker. Vor allem hierin unterscheiden sich die Romanen des Ostens von denen des Westens.

Trajanssäule: Römische Donaubrücke zurück zur Textauswahl

Trajanssäule: Donauüberquerung zurück zur Textauswahl

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Rumänien - Rumänische Identität

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Prähistorisches und Vorromanisches
ber die Bevölkerungszusammensetzung im Neolithikum (5500-2500) kennen wir nur Spekulatives. Es gibt aber auf rumänischem Territorium eine ganze Reihe von Relikten materieller Kulturzeugnisse, die etwas über die Bevölkerung der Zeit und ihren hohen Entwicklungsstand aussagen können. Am aufschlussreichsten sind hierbei die Keramikfunde, von denen zwei besonders interessante erwähnt seien: Die wohl älteste neolithische Kultur ist die aus Vorderasien stammende Criş-Starcevo Kultur, die eine vor dem Brand mit braunen, weißen oder schwarzen geometrischen Motiven bemalte, auf rotem Grund hergestellte Keramik kennt. In der Mitte des vierten Jahrtausends tritt im Südosten Siebenbürgens und im Südwesten der Moldau die berühmte Cucuteni-Kultur auf, die wohl die eindrucksvollsten Relikte des europäischen Neolithikums geschaffen hat. Die Keramik von Cucuteni ist abwechslungsund formenreich, von geometrischem Dekor, wobei die Spirale in den verschiedensten Varianten vorherrscht. Kennzeichnend ist die Symmetrie der Motive und die Harmonie der Farben Schwarz, Weiß und Rot. Spezialisten wollen Ähnlichkeiten mit den Mustern der heutigen rumänischen Folklore sehen. Cucuteni gilt als die erste spezifisch rumänische Kultur der uns unbekannten Autochthonen des Karpaten-Donauraums. In den letzten zwanzig Jahren wurde für die ackerbauende Bevölkerungen des Neolithikums im nordthrakischen, also sprich rumänischen Raum, der Begriff «Vorthraker» geprägt. Dies soll nicht unbedingt heißen, dass es sich um Vorindoeuropäer handeln muss. Die Bevölkerungen Rumäniens aus dem dritten Jahrtausend und dem größten Teil der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends, bzw. aus der Bronzezeit werden in der jüngsten Forschung unter dem Sammelbegriff Urthraker zusammengefasst. Vom Ende der Bronzezeit (14.Jh.v.Chr.) bis etwa zum mittleren Hallstatt (13.Jh.v.Chr.) nennt man die Bewohner des Donau-Karpatenraums «Altgetodaker» < zurück zur Textauswahl Seit dem 7. Jahrhundert v.Chr. sprechen wir von den Geto-Dakern im Sinne der Interpretation der antiken Quellen, d.h. wir bezeichnen die Bevölkerung an der gesamten unteren Donau im geographisch weitesten Sinne als Geten (7.Jh.v.Chr. bis 1. Jh.v.Chr.) und die Bevölkerung Transsilvaniens, des Kreischgebiets und des Banats als Daker (seit dem 2.Jh.v.Chr.).

Keramik von Cucuteni

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Rumänien - Rumänische Identität

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Die geto-dakische Kultur
Die Wurzeln der geto-dakischen Kultur, der Kultur der Altgetodaker, liegen demnach etwa am Anfang des 2. Jahrtausends v. Chr., als offensichtlich Ausläufer der indogermanischen Wanderung die Karpaten erreichten. Aus dieser Zeit besitzen wir nur archäologische Funde. Die Daker wie die Geten haben wohl gegen Ende der Hallsteinzeit (8.Jh.v.Chr. 7.Jh.v.Chr. ) eine feste staatliche Ordnung gekannt, die nur auf Grund günstiger Vorbedingungen für den Tauschhandel mit den Nachbarn wachsen konnte. Drei Faktoren waren für eine solche Entwicklung gegeben: eine Überschussproduktion von Nahrungsmitteln, wie sie durch die fruchtbare Schwarzerde garantiert wird, Bodenschätze und die damit verbundene Weiterentwicklung der Eisenverarbeitung sowie günstige Verkehrswege zu Lande und zu Wasser. All das befähigte das Volk der Daker und Geten zum ausgedehnten Handel mit den Nachbarzivilisationen: Dies waren im Osten die Skythen von der Nordküste des Schwarzen Meeres, die aus der iranischen Hochebene stammten und als Erzfeinde des Perserreichs galten und die Griechen, die seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. Städte an der Schwarzmeerküste gründeten. Tyras (Cetatea Albă an der Dnjestermündung), Histria, Tomis (Constanţa) Kallatis (Mangalia) und Dionysopolis (Balcik) gehören dazu. Im Süden war der Kernbereich der «eigentlichen» Thraker, das Gebiet, dem - infolge der späteren römischen Provinzialaufteilung schließlich der Name Thrakien geblieben ist. Im Südwesten, dem späteren Bosnien, Dalmatien und Albanien waren die indogermanischen Illyrer ansässig, deren Nachkommen heute noch in Albanien leben. An ihrer adriatischen Küste befanden sich die bedeutenden griechischen Emporien von Apollonia (Valona) und Dyrrachion (Durazzo), die seit der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. mit den Dakern Handel trieben. Im Norden und Nordosten drangen gegen Ende des 1. Jahrtausends v. Chr. die germanischkeltischen Bastarnen und Stämme der Sarmaten, eines iranischen Nomadenvolks, insbesondere die Roxolanen ein. Im Westen lebten die Kelten und seit dem 1. Jh. zwischen Donau und Theiß auch der sarmatische Stamm der Jazygen. Für die Entwicklung der geto-dakischen Zivilisation waren seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. insbesondere die Handelsbeziehungen mit den griechischen Schwarzmeernachbarn von Bedeutung. Aber auch die griechischen Händler von der Adriaküste gewannen seit dem 3.Jahrhundert v.Chr. zunehmenden Einfluss. Die Griechen, Dieses Reich der Dako-Geten, das zentral in Argedava (entweder am Argeş-Fluss oder in Arcidava im Banat) verwaltet wurde, unterhielt nach der Auskunft Strabons ein Heer von 200.000 Bewaffneten und kontrollierte den gesamten Handel zwischen den benachbarten nicht-römischen Vlkern. Die angeblich blonden Dako-Geten hatten eine hohe zivilisatorische Entwicklung durchlaufen. Sie widmeten sich hauptsächlich dem Ackerbau und der Viehzucht. Sie lebten in fast ausschließlich an Wasserläufen gelegenen Dörfern oder befestigten Städten; Ptolemaios, der alexandrinische Geograph, zählt 40 davon. Sie züchteten Pferderassen, die im Altertum hochgeschätzt waren, betrieben Bienenzucht und Fischfang, verstanden sich auf Salzabbau und Bergbau und kannten bereits das Erdöl. Sie bearbeiteten Kupfer und Eisen, prägten zeitweilig sogar Münzen aus Gold und Silber nach griechischem und makedonischem Vorbild. Etwa seit 80 v. Chr., nachdem Griechenland römisch geworden war, findet man bis zur Eroberung Dakiens durch Trajan fast ausschließlich römische Münzen, was zeigt, dass der römischen militärischen Eroberung bereits eine lange Periode der wirtschaftlichen Erschließung vorangegangen ist. Bis heute wurde aus dem Zeitraum von 250 Jahren vor der römischen Eroberung neben zahlreichen Funden griechischer und makedonischer Münzen - 228 Münzschätze und 210 Einzelstücke römischer Münzen in Rumänien entdeckt. Die Daker, wie die Römer die geto-dakischen Stämme nannten, hatten eine aristokratische Gesellschaftsordnung, an deren Spitze ein Adligenrat und ein Oberpriester den König unterstützten. Unter der Sozialklasse der Adligen (dakisch tarabostes), die die Römer nach ihrer Filzkappe pileati (gr. pilóforoi) nannten, lebte das ackerbauende und handeltreibende Volk, dessen Angehörige die Römer später ob ihres langes Kopfhaares comati (gr. kometái) oder auch capillati (Langhaarige) nannten. Es gilt als sicher, dass man als Bedienstete des Adels und für den Festungsbau Sklaven hielt. Die dakischen Festungen waren zugleich Fluchtburgen für die Bevölkerung der umliegenden Dörfer. Die Festungen von Tilişca (Sibiu) und Piatra Craivei (Alba Iulia) aber auch die zahlreichen Ruinen von dakischen Steinburgen im Gebiet von Sarmizegethusa, der Hauptstadt des Dakerkönigs Decebal, sind augenfällige Beispiele für die hochentwickelte Verteidigungskunst der Daker. Doppelte Gürtel von Abwehrkonstruktionen, Erdwälle mit Palisaden und Gräben wie sie aus der Hallstatt-Zeit bekannt sind, umgaben sie. Das

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Rumänien - Rumänische Identität

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die ihre heimatliche Lebensweise in den neugegründeten Schwarzmeerstädten einführten, kauften von den Geto-Dakern Weizen, Fische, Honig, Wachs, Pelze, Häute oder gar Sklaven und verkauften ihnen Erzeugnisse der feinen griechischen Lebensart: Schmuck, feinste Keramik, Stoffe, Olivenöl und griechischen Wein. Mit dieser Erfahrung versehen und zu Wohlstand gelangt, schlossen sich die geto-dakischen Fürstentümer seit dem 4. Jahrhundert v.Chr. zu Staatengebilden unter der Führung von Königen zusammen, ohne zunächst zentralistisch regiert zu sein. Im vierten Buch von Herodots Geschichtswerk, das zu einem großen Teil die Beschreibung Skythiens und die Expedition des Darius gegen die Skythen (514 v. Chr.) thematisiert, werden den Geten vier Kapitel gewidmet. Man erfährt von dem Sieg des Darius über die Geten, «die sich unsterblich wähnten», man liest, dass die Geten «die tapfersten und gerechtesten unter den Thrakern» sind, und man erfährt allerlei über ihre Sitten und Gebräuche, ihren Glauben an die Unsterblichkeit und ihren Gott Zamolxis. In der gesamten antiken Geschichtsschreibung ist dieser Bericht Herodots nicht nur die erste, sondern auch die reichhaltigste Quelle zu den Geten. In den zwei Jahrhunderten nach der persischen Invasion wurde die Entwicklung der getischen Gesellschaft von der Gründung des südthrakischen Reichs der Odrysen (unter Teres I) stark beeinflusst. Aus einer Quelle des Thukydides geht hervor, dass die Geten von dem odrysischen König Sitalkes abhängig waren und von ihm in den makedonischen Feldzug gegen die Feinde Athens während des Peloponesischen Kriegs mit einbezogen wurden. Nach neueren archäologischen Forschungen hat der gesamte Raum der unteren Donau vom Vorland der Südkarpaten bis zum nördlichen Zweig des Balkangebirges - einen einheitlich getischen Charakter. Die archäologische Dokumentation der nordthrakischen Stämme besteht überwiegend aus Einäscherungsund Grabstättennekropolen und einer Keramik mit sehr einheitlichen Formen. Das geto-dakische Element war offensichtlich das prägende dieses Siedlungsraums. Die untere Donau floss also durch das Getenland. Für die nächsten Nachbarn war es stets verführerisch, ihre Grenze zur Donau hin auszuweiten. Perser, Skythen und Makedonen taten dies zuerst, die Römer ahmten es nach - alle jedoch ohne anhaltenden Erfolg. Die getischen Vorfahren der Rumänen treten in die schriftlich überlieferte Geschichte im Jahre 335 v. Chr., als Alexander der Große einen Straffeldzug gegen die Geten aus der Donauebene unternahm, die Donau

Originelle in der geto-dakischen Festungsbaukunst war die Entwicklung der dakischen Mauer (murus dacicus oder opus dacicum): Zwei parallele Steinmauern, die von in die Steinblöcke eingelassenen Holzbalken befestigt und zusammengehalten wurden. Über den als Verteidigungsbastionen gedachten, das Gelände abschirmenden dakischen Mauern lagen übereinander mit Bollwerken versehene Abwehrmauern aus gebrannten Ziegeln, Beobachtungsplattformen und Verteidigungstürme, die vom hohen Niveau der Bautechnik zeigten. Hier wird offenkundig, dass die Geto-Daker nicht nur keltische, sondern auch griechische und sogar römische Bautechniken kennengelernt hatten. Im Kriegswesen waren sie nicht minder gerüstet. Der gekrümmte Dolch (lat.sica), die krummen zweischneidigen Säbel (lat. falces) aber auch lange, gerade Schwerter waren ihre gefürchteten Waffen neben Lanzen und Speeren, Streitäxten, Streitkolben, Schleudern mit Steinen und Bleikugeln, deren Verschiedenartigkeit gleichzeitig ihre ethnische Vielfalt widerspiegeln. Die Religion der Daker hat wegen ihres Unsterblichkeitsglaubens Historiographen wie Philosophen der Antike begeistert. Ihr oberster Gott war Zalmoxis, vermutlich eine Erdgottheit (bei anderen Stämmen Gebeleizis, vermutlich ein Himmelsgott), Plato nennt ihn Gott-König. Sie haben ihn in luftigen, auf Bergspitzen gelegenen Kultzentren verehrt. Er war Sinnbild des heiteren Himmels, der ihnen ewiges Leben verhieß. So wurde die Kampfkraft der Daker durch die von der Verheißung des ewigen Lebens angespornte Todesverachtung sprichwörtlich. Getodakische Truppen, von denen Herodot erzählt, dass sie «die Tapfersten und Gerechtesten der Thraker sind» kämpften als eigene Abteilungen in den Heeren der Makedonier und waren den Römern von daher bereits als gefürchtete Gegner bekannt. Noch heute kann man feststellen, dass Bestandteile des rumänischen Volksglaubens, Beschwörungsformeln und Elemente der Volksheilkunde, Totenrituale, Volkstänze wie die Hora bis weit in die dakische Vergangenheit zurückreichen.

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Rumänien - Rumänische Identität

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überquerte und die Armee der Geten ohne Verluste vertrieb, um dann wieder zurückzukehren. Ziel des Feldzugs von Alexander war sicherlich die Liquidierung der getischen Stämme und damit die Konsolidierung der Donau-Grenze. Doch hier bewahrheitete sich zum ersten Mal die Kampftaktik des rumänischen Sprichworts «Das Fliehen ist schändlich, aber gesund»: das sonst als so tapfer beschriebene GetenHeer wich dem Kampf mit der Übermacht klug aus, blieb so intakt und bedrohte dann unter dem Dako-Getenkönig Dromichetes Alexanders Nachfolger in Thrakien mehrfach zwischen 300 und 292, um schließlich zu siegen. Dromichetes nahm sogar den Sohn des Lysimachos gefangen und konnte das Prestige des dako-getischen Königreichs erheblich steigern. Nach Dromichetes wird Dakien von den Kelten aus dem Westen heimgesucht. Doch ähnlich wie bei früherem Vordringen der Skythen aus dem Osten wird das Problem der fremden Okkupanten an den Grenzen - durch neutralisierende Assimilation - gelöst. Die dako-getischen Könige des 3. und 2. Jahrhunderts, Zalmodegikos, Rhemaxos und Ruhobe, dehnten ihre Macht bis auf die griechischen Schwarzmeersiedlungen aus. Unter Burebista, der wie eine zeitgenössische griechische Inschrift aus Dionysopolis (Balcik) bezeugt - «sich zum ersten und größten der Könige Thrakiens aufgeschwungen hatte und Herrscher aller Gebiete diesseits und jenseits der Donau geworden war» entsteht so im 1. Jahrhundert v.Chr. ein Reich, das von der Schwarzmeerküste bis nach Böhmen reicht. zurück zur Textauswahl

Zalmoxis Nach dem heutigen Selbstverständnis Rumäniens bildet also das geto-dakische Volk die ethnische Grundlage der späteren Rumänen. Es ist neben der römischen Kultur eine der beiden Hauptvoraussetzungen für das Entstehen eines Rumänentums. Der Geto-dakische Staat der vorrömischen Zeit ist gekennzeichnet durch einen hohen zivilisatorischen Stand, militärische Macht und seine handelspolitische Rolle. Dieser neue Machtfaktor am Rande des Imperium Romanum rief bald die Römer auf den Plan. Dem neuen Nachbarn ging es nach der Inbesitznahme Griechenlands auch um die Donaugrenze. zurück zur Textauswahl

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Rumänien - Die Romanität

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Die Romanität Rumäniens
Was für Caesar die Sicherung der Nordgrenze am Rhein darstellte, war für Augustus das Erreichen und Sichern der Donaugrenze. Nach der Unterwerfung Griechenlands reichten die römischen Provinzialgrenzen auf dem Balkan mit Macedonia und dem tributären Thracia nur bis in den Bereich südlich der Donau. Doch Makedonien und Thrakien waren unsichere Regionen, ständig von räuberischen Einfällen der nördlichen Nachbarn heimgesucht. Dies sollte anders werden. Bereits nach der Niederwerfung Griechenlands zeichnet sich ein Wechsel in der Handelsausrichtung des Karpatenraums ab. Lange vor der eigentlichen militärischen Eroberung wurde der rmische Denar dominierendes Zahlungsmittel im dakischen Raum. Für den römischen Handel, der von Italien und den dalmatinischen Küstenstädten ausging, war Dakien längst römisches Interessengebiet. Von seiner römischen Provinz Makedonien aus stößt der Proconsul C. Scribonius Curio im Jahr 75 v.Chr. bei einem Straffeldzug gegen die Daker in der Gegend des Banat zum ersten Mal zur Donau vor, ohne sie jedoch zu überqueren. Caesar bereitete eine Strafexpedition gegen die Daker vor. Sein Tod kommt einer geplanten militärischen Invasion im Donauraum zuvor. So war es Augustus überlassen, durch eine räumliche Neuordnung die Region zu «befrieden¹. Am Ende der Herrschaft des Augustus gab es statt der Provinz Illyrien sieben neue Provinzen: Raetia, Noricum, Illyria Inferior, Pannonia, Illyria Superior oder Dalmatia und Moesia. Die vorgeschobenen Militärposten von Pannonien, Illyria Inferior und Moesien sollten von hier aus die Donaugrenze allmählich kontrollieren. Dakien war römischer Grenznachbar geworden und wurde bereits durch römische Wirtschaftsinteressen im Griff gehalten. Der Romanisierungsprozess beginnt also schon vor der militäischen Eroberung unter Trajan. Erst Trajan konnte triumphieren. Am 25. März 101 verließ er Rom in Richtung Moesien, wo er 14 für römische Legionen und zahlreiche Hilfstruppen, insgesamt ein Heer von 150.000 Mann zusammengezogen hatte. Er läßt die Donau mit einem Teil der Truppen über eine Pontonbrücke bei Lederata überschreiten, um über das Banat nach Siebenbürgen vorzustoßen, mit einem anderen Teil überschritt er bei Drubeta (Turnu Severin) den heiligen Fluss, um sich mit dem ersten Truppenteil bei Tibiscum zu vereinigen. Decebal konnte den Vormarsch nicht stoppen. Die Römer eroberten Festung um Festung. Schließlich - verbündet mit roxolanischen und anderen Truppen - eröffnet Decebal in der Dobrudscha eine zweite Front, die Trajan von der Eroberung des dakischen Kernlandes abhalten sollte. Trajan ist gezwungen, Truppen an die moesische Front zu schicken, wo er in der Entscheidungsschlacht von Adamclisi (Frühjahr 102) siegt. Das trajanische Monument von Adamclisi erinnert an diese Schlacht. Als die trajanischen Truppen daraufhin im Sommer 102 ihre Offensive wieder aufnahmen und auf die Hauptstadt Decebals vorrückten, war dieser zu einem Friedensschluss unter erschwerten Bedingungen bereit. Decebal unterwirft sich und liefert die Überläufer aus. Dakische Kriegsfestungen werden zerstört, eine römische Garnison bleibt zum Schutz im Lande stationiert, Straßen für einen späteren Vormarsch werden errichtet und der Vertrag von 89 wird aufgehoben. Doch dieser Friede ist nur ein Vorspiel der endgültigen Vernichtung der dakischen Militärmacht. Im Frühjahr 105 hat der von Trajan beauftragte griechische Architekt Apollodor von Damaskus die Donaubrücke bei Drubeta fertiggestellt, Decebal rüstet sich für eine neue Konfrontation.

Turnu Severin (Drubeta): Rekonstruierte römische Brücke Am 4. Juni 105 verläßt Trajan Rom, überschreitet die Donau und rückt schnell auf Decebals Karpatenfestung vor. Im Sommer 106 fällt Decebals Hauptstadt Sarmizegetusa. Decebal, von der römischen Kavallerie verfolgt, fürchtet die Gefangenschaft und

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Rumänien - Die Romanität

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Decebal Die Geschichte der Schwarzmeerregion läuft hierzu parallel. Schon in dem ersten Krieg des noch republikanischen Roms gegen den pontischen Herrscher Mithridates (89-85 v. Chr.) gerät die Schwarzmeerregion zunehmend in den Einflussbereich Roms. Im dritten Krieg Roms gegen Mithridates unterwerfen sich 79 v. Chr. die fünf griechischen Städte der Dobrudschaküste für wenige Jahre der römischen Oberherrschaft, um sie bereits im Jahr 61 v. Chr. im Bündnis mit getischen Stämmen wieder abzuschütteln. Sechs Jahre später erobert der Dakerkönig Burebista die Griechenstädte und vereint sie mit seinem Reich. Als 28 v. Chr. eine Invasion dakischer Stämme die südliche Donauregion bedroht, schlägt sie der Prokonsul von Macedonia, M. Licinius Crassus, zurück und wird dabei von einem geto-dakischen Häuptling aus dem Südwesten der Dobrudscha namens Roles unterstützt. Der Kollaborateur erhält den Titel socius et amicus populi Romani (Bundesgenosse und Freund des Römischen Volkes). Er ist es, der die Römer zu Hilfe ruft, als ihn 27 v. Chr. ein Geto-Daker-Fürst aus der Mitteldobrudscha angreift. M. Licinius Crassus feiert in Rom seinen Triumph über die Thraker und Geten. So kommt allmählich im letzten Jahrzehnt der Herrschaft des Augustus (27 v. Chr. - 14 n. Chr.) auch die Dobrudscha unter direkte militärische Kontrolle Roms. Zwar ist die Dobrudscha noch nominell abhängig von dem römischen Tributarkönigreich Thracia, doch die Küstenstädte sind längst römische Alliierte und überwachter Grenzbezirk des römischen Imperiums. Auf Befehl des Augustus wird der römische Dichter Ovid nach Tomis (Constanţa) in die Verbannung geschickt. Ovid lebte hier unter Geten und Griechen und sprach wohl auch bald getisch und thrakisch.

stürzt sich in sein eigenes Schwert. Dakien wird Provinz der Sieger. Die Kommentare des Trajan, in Caesars Tradition abgefasst, sowie die Getica des Kriton, seines Leibarztes sind verloren gegangen. Lediglich aus der Historia Romana des Dio Cassius haben sich einige Zusammenfassungen in späten byzantinischen Quellen des 12. Jahrhunderts erhalten. So bleiben uns die bewegten Bilder des trajanischen Monuments von Adamclisi und die in Rom errichtete Trajanssäule, die ungleich mehr berichten könnte, wären die Kommentare des Trajan erhalten. Für die Rumänen ist die Trajanssäule das wichtigste Dokument ihrer Geburtsstunde. Im Bukarester Museum für die Geschichte Rumäniens bringt man täglich Schulklassen vor die dort ausgestellte Kopie, um ihnen die Genese ihres Volkes vor Augen zu führen. Der Begriff der östlichen Latinität der Dakoromanen findet in diesem Monument seinen Ausdruck. Mit einer nie gekannten Gründlichkeit wird der lange zuvor schon eingeleitete Romanisierungsprozess nun von Trajan geplant. Trajan, der erste Römer aus der Provinz auf dem Kaiserthron, versucht seine neue Provinz möglichst schnell auf römischen Standard zu bringen. Er führt Umsiedlungen durch, gründet neue Städte, läßt Steinstraßen anlegen, bringt lateinischsprachige Neusiedler aus allen Teilen des Reiches nach Dakien. An zwei Stellen wird ein gewaltiger römischer Limes errichtet. Bodenschätze werden ausgebeutet, die römische Technologie hält Einzug in dem dakischen Entwicklungsland, das durch den direkten Anschluss an das Imperium einen ungeheuren wirtschaftlichen Aufschwung nimmt. Die Romanisierung war vollkommen: Sie hat alle Bereiche des materiellen, wirtschaftlichen, sozialen und geistigen Lebens erfasst. Nach 250 Jahren römischen Einflusses und weiteren 170 Jahren direkter römischer Herrschaft wurde Dakien ein fester Träger römischer Provinzkultur. Die so romanisierten Daker wurden römischer als ihre makedonische oder thrakische Umgebung. Nicht erst seit der Spaltung des Reichs galt Makedonien als Trennungslinie zwischen Orient und Okzident, zwischen Byzanz und Rom. Das danubische Dakien aber wurde fortan von Handel und Administration her auf Italien und die dalmatinische Küste ausgerichtet. Als schließlich Aurelian die Truppen an die Donaugrenze zurücknahm, war auf ehemals dakischem Boden bereits eine Bevölkerung entstanden, die römisches Bürgerrecht besaß und sich mit Rom identifizierte: die dakoromanische Bevölkerung, die Vorfahren der Rumänen von heute. zurück zur Textauswahl

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Rumänien - Die Romanität

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Im Jahre 15 wird die römische Provinz Moesia gegründet. Erst 70 Jahre später, anläßlich eines Besuchs des Kaisers Domitian an der moesischen Front nach einer der zahlreichen Dakerinvasionen, wird die Provinz Moesia in ein Moesia Superior und Inferior teilt. In die Grenzen der letzteren wird auch Scythia Minor integriert. Die Römer stehen nun auch mit ihren Provinzgrenzen unmittelbar am heiligen Fluss der Daker. Zur großen militärischen Auseinandersetzung mit dem Dakerreich und zur Schaffung des römischen Dakien kommt es erst unter Trajan. Nach der Ermordung des Burebista fanden die geto-dakischen Stämme zwar nicht mehr die zentralisierte Einheit wie zuvor, fielen aber kontinuierlich in die römischen Randprovinzen ein. Mit dem Dakerkönig Decebal (87-106) erreicht das Geto-Dakerreich seinen letzten Höhepunkt. Nach einer römischen Strafexpedition gegen die Daker im Jahre 87 stößt der Prätorianerpräfekt Cornelius Fuscus soweit in das Herz des Dakerreichs vor, dass der Dakerkönig Duras-Diurpaneus dem zuvor gegen Domitian so erfolgreichen Feldherrn Decebal den Thron überlassen muss. Decebal besiegt die Römer in einem Hinterhalt, Fuscus stirbt in der Schlacht. In einem zwei Jahre später abgeschlossenen Kompromissfrieden erklärt sich Decebal bereit, künftig römischer Verbündeter zu sein. Der Preis für diese Erklärung war hoch: Decebal erhielt jährliche Zahlungen und technische Hilfe für sein Stillhalten zugesagt und gab weder die römischen Gefangenen noch die erbeuteten Legionsinsignien zurück. So konnte Decebal mit römischer Entwicklungshilfe seine militärische Eigenständigkeit demonstrieren. Diese Schmach Domitians wurde in Rom nie verwunden. zurück zur Textauswahl

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Rumänien - Rumänische Identität

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Die freien Daker
Die römische Provinz Dakien umfasste nur einen Teil des dakischen Territoriums. Die Römer besetzten Siebenbürgen und das Banat, Oltenien und den westlichen Teil Munteniens. Die Dobrudscha war bereits Teil Moesiens und als solches römische Provinz. Den freien Dakern, die außerhalb des römisch besetzten Territoriums lebten, blieb die Moldau, das mittlere und östliche Muntenien sowie das Siedlungsgebiet der westlichen Daker zwischen Donau und Theiß. Das Donau-Theißgebiet, die Donaugrenzgebiete der restlichen Walachei und die südliche Moldau waren allerdings de facto römische Protektorate geworden, in denen sich kein lokaler Widerstand mehr regte. Die übrige Moldau lebte fortan in einer gewissen ökonomischen Abhängigkeit von der römischen Provinz Dakien und war zudem politisch von ihr kontrolliert. Auch ein militärisches Eingreifen von den Kastellen Dakiens aus war jederzeit möglich. Die freien Daker wurden zunehmend abhängig und bauten keine den früheren dakischen Staatsstrukturen entsprechende Gemeinwesen mehr auf. Überhaupt scheint man in den Adligen der vorrömischen Zeit die Ursache für den Verlust der Souveränität gesehen zu haben. Im freien Dakien fanden die Archäologen kaum Dörfer, die zu Verteidigungszwecken errichtet waren. Es scheint vielmehr egalitäre Dorfverbände ohne politisch charismatische Führergestalten gegeben zu haben. Man arrangierte sich mit dem mächtigen römischen Nachbarn. Als dann im dritten Jahrhundert die Grenzen zur ehemaligen Provinz Dakien wieder offenstanden, konnte der Assimilationsprozess leicht fortgesetzt werden. Aus der Zeit des freien Dakien stammen die typisch lokalen Züge in der Nordmoldau, wo die freien Daker schon früh mit Sarmaten und Germanen zusammengelebt haben. Man spricht hier von der karpischen Kultur. Als Chilia-Kultur bezeichnet man das südliche Pendant der freien Daker in der Südmoldau und in der nicht-römischen Walachei, wo man ebenfalls mit den Sarmaten zusammenlebte und intensiverem römischen Einfluss als im Norden ausgesetzt war. Die Kultur der WestDaker hat wohl am längsten (bis ins 4. Jh.) überlebt.

Daker fliehen vor den Römern

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Rumänien - Rumänische Identität

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Rumänien - Dakoromanische Kulturdentität

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Dakoromanische Kulturkontinuität
Der Abzug des römischen Heeres und der zentralen Verwaltung ist nicht das Ende des römischen Dakien. Man wird sich schwer tun, historische Parallelen für einen vollständigen Abzug einer Bevölkerung zu finden. In jüngerer Zeit hat man eine ganze Reihe von archäologischen Funden machen können, die das Weiterbestehen der Romanität bezeugen. Schließlich blieben die Römer in den süddanubischen Regionen weiterhin präsent. Die früher von einigen wenigen Wissenschaftlern angenommene Südwanderung der romanischen Bevölkerung, der eine viel spätere Wiedereinwanderung in den dann bereits von anderen Völkern besiedelten Norden gefolgt sein soll, gilt heute als widerlegt. Zudem standen solche Theorien meist in gefährlicher Nähe zu gewissen ethnisch-politischen Konzepten. Die dakoromanische Kultur nördlich der Donau hat die römische Präsenz überlebt. Die Kontinuität des rumänischen Volkes auf seinem heutigen Territorium ist mittlerweile unbestritten. Doch für diese Kontinuität opferte man im Bereich der materiellen Kultur. Bis ins vierte Jahrhundert gab es römischmilitärische Präsenz im südlichen Donauraum. In den Jahren 367 - 369 gab es unter Kaiser Valens noch Strafexpeditionen gegen die nördlich der Donau eingedrungene Goten. Für das oströmische Konstantinopel blieb der Donaulimes die bedeutendste Verteidigungslinie des Imperiums. Aus dem vierten Jahrhundert ist überliefert, dass Wulfilas, der Gotenapostel, in lateinischer Sprache für die romanische Bevölkerung wie für die Goten nördlich der Donau gepredigt hat. Das Christentum hat von seiner Einführung als Staatsreligion 325 bis ins 7. Jh. eine immerhin noch 300 Jahre währende lateinische Tradition in den Donauländern. Erst unter dem byzantinischen Herrscher Heraklios (610-641) ersetzt das Griechische das Lateinische als offizielle Staatssprache. Noch im sechsten Jahrhundert korrespondiert der letzte Bischof von Tomis (Constanţa) in Latein mit Konstantinopel und mit dem Papst in Rom. Wenn schließlich die Kontinuität des Christentums nach der Eigengrüdung einer bulgarischen Kirche erst im 10. Jahrhundert in der Kultsprache des Altkirchenslawischen weitergeführt wurde, mussten die Gläubigen in der Zwischenzeit zwangsläufig an der lateinischen Tradition festgehalten haben. In dieser Zwischenzeit haben die Dakoromanen des Karpatenraums nur durch entsprechende Veränderungen ihres materiellen Kulturverhaltens überleben können. Die Völker der Goten, Hunnen, Gepiden und Awaren, die zwischen dem 4.

Adamclisi - Sieg der Römer Gleichzeitig deuten sich Veränderungen in der Sozialstruktur an. Die Ackerbau betreibenden slawischen Invasoren beanspruchen für sich die strategisch wie landwirtschaftlich am besten nutzbaren Plätze. Dadurch wird die rumänische Bevölkerung in ungünstigere (meist höher gelegene) Regionen der Karpaten verdrängt. Mit dem sich abzeichnenden ökonomischen und gesellschaftlichen Wandel in Dakien schwindet allmählich die Beeinflussung durch Byzanz und es entstehen eigenständige Landadel-strukturen. Die rumänische Bevölkerung, häufig in der Nähe der traditionellen Dörfer von den Slawen marginalisiert, wird zu einer Schicht abhängigger Bauern, die sich sehr bald an die Herrschaftsformen der slawischen Eroberer assimiliert und deren Führungsstellung akzeptiert. So entsteht in dieser Zeit offensichtlich die Grundlage für ein rumänisches Feudalsystem, dessen Kennzeichen slawischer Prägung sind. Mit dieser Tendenz geht die Christianisierung des bulgarischen Reichs einher. Mit der Ausdehnung des bulgarischen Reichs in die transdanubischen Regionen dringt auch die in altkirchenslawischer Tradition vermittelte Botschaft der orthodoxen Religion in Rumänien ein. Sie verbindet sich mit dem bereits vorhandenen Christentum zu einem Slawen wie Rumänen vereinenden Band. Während südlich der Donau der Slawisierungsprozess wegen des nur geringen Romanisierungsgrades rasch

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Rumänien - Dakoromanische Kulturdentität

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und dem 6. Jh. über Dakien hinwegzogen, haben wenig hinterlassen. Sie repräsentierten eine kriegerische Minderheit, deren Herrschaft sich mit dem militärisch-politischen Anspruch begnügte. Den Anspruch einer wirkungsvollen Kolonisierung hatten sie nicht. Die Hunnen, die bei ihrem Durchzug durch das Donaugebiet etwa 70 Städte zu beiden Seiten des Flusses brandschatzten, waren letztlich auf die Versorgungsgüter der autochthonen Bevölkerung angewiesen. Restbestände von durch das Land gezogenen Bevölkerungsteilen wurden allmählich assimiliert, ohne wesentliche sprachliche oder kulturelle Spuren zu hinterlassen. Unter dem Druck der Nomadenvölker sehen sich die Dakoromanen allmählich gezwungen, ihre alten Städte und Handelsorte zu verlassen und in den Karpaten ein Bauern- und Hirtenleben zu führen. In den entlegenen Tälern und den Hochgebirgsweiden der Karpaten hat sich dakoromanische Kultur und Sprache erhalten. Hier, in der Ferne vom einst mächtigen Rom, hat sich auch das Rumänische als eigenständige romanische Sprache der Dakoromanen konstituiert. Bis ins 7. Jh. war das Lateinische auch für die süddanubischen Regionen, auch wenn sie seit 395 zu Ostrom gehörten, Staatssprache und überregionale Verkehrssprache. Erst it den Slawenwanderungen, die in den letzten Jahrzehnten des 6.Jh. in der Nordmoldau beginnen, um im 9. Jh. in einem bulgarischen Zarenreich zu enden, das sich in der ersten Hälfte des 10. Jhs. auch auf einige Regionen im Norden der Donau ausdehnt, kommen fremde sesshafte Bauern in den Lebensbereich der Dakoromanen. Der sprachliche Konsolidierungsprozess des Rumänischen ist jedoch zu diesem Zeitpunkt schon so weit abgeschlossen, dass die rumänische Sprache und Kultur lediglich Bereicherungen, aber keine essentiellen Veränderungen mehr erfahren. Diese slawischen Entlehnungen, die im Vokabular des Rumänischen in großer Fülle Eingang gefunden haben, werden gleichzeitig zum wichtigsten Charakteristikum des Rumänischen überhaupt. Kein späteres Ereignis, nicht einmal die fast vierhundert Jahre lang währende Abhängigkeit von den Türken, hat die rumänische Sprache und Kultur so entscheidend beeinflusst, wie der Kontakt mit den Slawen. Mit der Zuwanderung der Slawen formt sich aus der romanischen Provinzialbevölkerung Dakiens das rumänische Volk, wird aus dem bereits spezifisch «rumänische» Züge tragenden gesprochenen Latein Dakiens eine eigenständige romanische Sprache zurück zur Textauswahl

voranschreitet, treffen die Slawen nördlich der Donau auf eine verhältnismäßig homogene Gruppe ackerbauender und viehzüchtender dakoromanischer Provinzialbevölkerung, die sich sehr schnell in die neue Abhängigkeitsstruktur einfügt und ihrerseits die slawische Bevölkerung allmählich assimiliert. Diese nunmehr von einem starken slawischen Landadel beherrschte rumänische Landbevölkerung identifiziert sich sehr schnell mit ihrer neuen Lage. Als seit 896 die Ungarn ins Land eindringen, schützt gleichzeitig die Zugehörigkeit zum slawischen Herrschaftsbereich und zur orthodoxen Religion die rumänische Bevölkerung vor einer erneuten Eingliederung in eine andere Kultur. Die nun folgenden Kulturkontakte mit Ungarn, Deutschen und Türken beeinflussten zwar die nunmehr eigenständige rumänische Sprache und Kultur, sie konnten sie allerdings nicht mehr umstürzen.

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Rumänien - Rumänische Identität

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Rumänien und Byzanz
Durch die slawische Landnahme wurde das romanisierte Dakien definitiv von den übrigen romanischen Ländern isoliert. Gleichzeitig wurde auf lange Sicht die Ausrichtung auf Byzanz zementiert, ohne die eine rumänische Kultur der Folgezeit nicht gesehen werden darf. Die aus den Dakern, römischen Siedlern und Soldaten hervorgegangene romanische Provinzbevölkerung wird erst durch das slawische Bevölkerungsferment zur eigentlich rumänischen Bevölkerung. Mit dem Eindringen der Slawen verliert der wirtschaftliche Einfluss Ostroms an Bedeutung. Ein gewisser Ruralisierungsprozess setzt ein und endet mit der Verdrängung der autochthonen Bevölkerung in ökonomisch unvorteilhafte Gebirgs- und Hangzonen. Im Besitz der Slawen befanden sich die Talsohlen, die Märkte, Brücken, Goldminen und Salinen. Die Rumänen, von ihnen kann man mit Fug und Recht seit der slawischen Landnahme sprechen, bleiben Untertan. Ihr nächster (ost) romanischer Bezugspunkt, Byzanz, verliert zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert durch die slawisch-bulgarische Staatsbildung südlich der Donau an Einfluss, doch die Christianisierung des ersten bulgarischen Reichs unter Khan Boris legte bald den Grundstein für ein allmähliches Wiedererstehen des byzantinischen Einflusses auf den dakoromanischen Raum. Zunächst bezog Zar Simeon (893-927) Teile davon in sein bulgarisches Reich ein, doch die ungarische Einwanderung (896), die der Petschenegen, Usen und Kumanen lockerten die direkte Abhängigkeit von einem schwächer werdenden Bulgarenreich. So kann man beobachten, dass schon Anfang des 10. Jahrhunderts, noch vor dem Wiedererstarken von Byzanz unter Basileios II, monetäre und materielle Zeugnisse vom Handel zwischen Byzanz und den Dakoromanen künden, der auf einem Boden stattfand, den die Schüler des Cyrill und Method, der beiden «Slawenapostel», zuvor christlich in der Tradition der byzantinischen Orthodoxie missioniert hatten. Seit dem 10. Jahrhundert dominiert die über das kyrillische Alphabet verbreitete altkirchenslawische Liturgiesprache und vermittelt die kulturellen Inhalte der byzantinischen Orthodoxie. Die rumänischen Kernlande Walachei, Moldau sowie Siebenbürgen und die Dobrogea unterliegen aber nicht einer einheitlichen Beeinflussung durch die byzantinische Kultur. Da Rumänien zwischen dem zweiten Reich der byzantinisch-orthodoxen Bulgaren im Süden, dem byzantinischen Restimperium, dem seit Hier an der Grenze zwischen der west- wie oströmischen Abendlandtradition und den heranflutenden Mongolentataren im Nordosten sowie den erstarkenden Türken vor den Pforten der byzantinischen Kultur sind die eigenständigsten und großartigsten Kulturleistungen Rumäniens entstanden, die ohne Byzanz undenkbar wären: die moldauischen Klöster mit ihren farbenprächtigen Bildgeschichten an den Fassaden. Gerade durch den ständigen Druck katholischer Propaganda aus dem jagellonischen Polen sah sich der moldauische Fürst Alexandru cel Bun (140l1432) veranlasst, die administrative Struktur der byzantinischen Orthodoxie durch zahlreiche Klostergründungen zu stärken. Wie so häufig in der Geschichte Rumäniens führte gerade der Druck durch die fremdbestimmte politische Konstellation zu genialen Eigenschöpfungen. Die Option für die Verstärkung der byzantinischen Orthodoxie war ein Weg Unabhängigkeit zu demonstrieren. Die polnischen Kaufleute, die Mittel- und Nordeuropa mit orientalischen Waren versorgten, die am Schwarzen Meer und über Byzanz umgeschlagen wurden, kamen über die Täler des Sereth, Prut und Dnjester nach Rumänien. Die rumänische Moldau mit ihrer eigenständigen byzantinischen Kultur blühte ähnlich auf wie später, nach dem Fall Konstantinopels die im Kräftefeld des katholischen Ungarn und der herannahenden türkischen Heere auf Eigenständigkeit bedachte rumänische Walachei. Auch hier war es die über die Bulgaren vermittelte Kultur der byzantinischen Orthodoxie, die eine Abgrenzung gegenüber den katholischen Ungarn erlaubte, deren christliche Gemeinsamkeit aber gleichzeitig Attraktion genug für die westlichen Mächte darstellte, in dem walachischen Fürstentum einen kostenlosen Verteidigungswall gegen die Türkenexpansion zu sehen. Das Transitland zwischen Orient und Okzident, das Fürstentum Walachei, findet in der byzantinischen Orthodoxie eine wenn auch fiktive Unabhängigkeitsidentifikation, die für das Entstehen rumänischer Eigenstaatlichkeit von höchster Bedeutung ist. So ist Byzanz für Rumänien der Rest einer Nabelschnur Roms, zugleich aber auch, lange nachdem es nicht mehr existierte, die Idee einer christlichen-weltlichen Autorität und Tradition und damit eine ständig sprudelnde Quelle der Identitätsfindung zwischen Orient und Okzident.

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Rumänien - Rumänische Identität

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der Jahrtausendwende katholisch-christlichen ungarischen Reich im Westen, und später den katholischen Polen im Norden keine politisch einheitliche Staatenbildung erreichen konnten, sondern den Einflüssen dieser Kräfte in unterschiedlichem Maße und unter verschiedenen Religionstraditionen ausgesetzt war, kann man keine einheitlich kulturelle Prägung durch Byzanz voraussetzen. Diese war in den verschiedenen rumänischen Gebieten unterschiedlich stark präsent. Am wenigsten manifestiert sie sich im ungarisch dominierten Siebenbürgen, stärker in der Walachei und in den Handelsstädten der Schwarzmeerküste. Am stärksten, wenn auch am unabhängigsten, zeigt sich byzantinische Tradition in der zwischen ungarischer und polnischer Macht lavierenden Moldau.

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Rumänien - Mittelalter

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Rumänien im Mittelalter Kulturkontinuität
Das Trauma der rumänischen Geschichtsschreibung ist ein doppeltes: Zum einen gibt es keine schriftlichen, in rumänischer Sprache verfassten Texte vor dem 16. Jahrhundert und zum anderen gibt es das mit diesem Trauma verbundene Rechtfertigungssyndrom für die Kontinuität rumänischer Kultur auf rumänischem Territorium. Nachbarvölker haben durch atemberaubende Theorien versucht, den Rumänen diese Kontinuität abzusprechen. Doch gerade diese Absichten haben den Forschungseifer rumänischer Wissenschaftler beflügelt, sodass die Ergebnisse der Geschichtsforschung solche Versuche schnell in ihre politischen Schranken verwiesen haben. Ein Rumänitätsbewusstsein hat es offensichtlich schon im Mittelalter gegeben. Versuche, das Land der Rumänen unter ein politisches Dach zu bringen, sind schon im Mittelalter belegt. Natürlich konnten sich die Rumänen nicht an einer Großmacht orientieren, in deren Schatten sie zur Einheit hätten finden können. Vielmehr ging es in erster Linie um die Frage des Überlebens. Kein anderes Territorium Europas war während des gesamten Mittelalters und sogar bis ins 18. Jahrhundert so betroffen von Invasionen, Raubzügen und Völkerwanderungen wie Rumänien.

Vlad Ţepeş, Fürst der Walachei (1456-1462) und historisches Vorbild für Bram Stokers Dracula-Erfindung, bekannt als der "Pfähler" (= Ţepeş), weil er seine Feinde zu pfählen pflegte, setzt sich erfolgreich der osmanischen Bedrohung entgegen und bewahrt so den autonomen Status seines Fürstentums. Er fällt schließlich einer Intrige zum Opfer und wird vom ungarischen König Matthias Corvinus gefangen. Sein Bruder Radu cel Frumos (Radu der Schöne) setzt seine Autonomie-bestrebungen fort.

Vlad Ţepeş genannt Dracula In der Folge konzentrieren sich die Bemühungen um die Verteidigung rumänischen Bodens gegen die Türken auf den Fürsten der Moldau, Ştefan cel Mare (Stephan der Große, 1457-1504), den der Papst nach der siegreichen Schlacht von Văslui (1475) mit dem Beinamen "Athlet Christi" bedacht hatte. Die Herrschaftszeit des Ştefan cel Mare stellt die Blüte der mittelalterlichen Kultur der Moldau dar: Er macht die Moldau zum Radiationspunkt rumänischer Kultur. Nach dem Fall Konstantinopels wird die Moldau mit ihrem spezifisch "moldauischen Stil" zum eigentlichen Träger nachbyzantinischer Kunst. Ştefan cel Mare entwickelt den Handel zwischen den Ostseehäfen und dem Schwarzen Meer, zwischen Ungarn, Siebenbürgen, der Walachei und dem Orient. Ein umfassendes Befestigungssystem sichert sein Reich: Suceava richtet sich gegen polnische Bedrohungen aus dem Norden, Orhei, Soroca, Hotin, Cetatea Albă am Dnjester (heute in der moldauischen Republik

Mircea cel Bătrân Nach den Wellen der Völkerwanderung des ersten Jahrtausends wurde Rumänien nacheinander von den Petschenegen, den Kumanen und schließlich 1241 von den Mongolen heimgesucht. Zahlreich waren die Beutezüge der Goldenen Horde und bis ins 18. Jahrhundert der Krimtataren. Vom Westen her brachten die ungarischen Invasoren

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Rumänien - Mittelalter

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Pannoniens das rumänische Territorium allmählich unter ihre Herrschaft und der zunehmende Verfall des byzantinischen Reichs, verhinderte eine übergreifende politische Organisation des Rumänentums. Die Machtinteressen des osmanischen Reiches und die der westlichen Nachbarn förderten kaum die Eigenstaatlichkeit. Erste Hinweise auf ápartielle rumänische Eigenstaatlichkeit im Mittelalter stammen aus verschiedenen Provinzen. Es handelt sich hierbei meist um Wojewodschaften und Knessate, kleinere Fürstentümer und politische Einheiten unter der Führung eines Wojewoden, Großbojaren oder Fürsten. Aus der Dobrudscha ist ein Staatswesen unter der Führung eines Bojaren Dimitrie um 943 belegt. Ende des 9. Jahrhunderts stießen die ungarischen Eroberer auf den Widerstand dreier offensichtlich rumänischer Wojewodschaften, des Glad (Banat), des Menumorut (Crişana) und des Gelu Românul (Siebenbürgen). Mittelalterliche, meist ungarische und byzantinische Quellen berichten von rumänischen Wojewodschaften und Knessaten, die sich mit den umliegenden Völkern auseinandersetzen mussten. Die rumänische Bevölkerung dieser politischen Einheiten setzte sich aus einem Landadel (maiores terrae, nobiles), den freien Bauern (rustici) und den leibeigenen Bauern (servi) zusammen, die sich nach eigenen rechtlichen Normen, dem ius valachicum richteten. Zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert gab es mehrfach militärische áAuseinandersetzungen zwischen den Wojewoden Transsilvaniens und der ungarischen Krone, ohne dass Siebenbürgen seine Selbstständigkeit vollständig erreichen konnte. Die anderen großen Regionen Rumäniens, Moldau und Walachei, erreichten eine innere politische Struktur, die es den Wojewodschaften allmählich erlaubte, sich von der ungarischen Bevormundung zu lösen. Als historischer Gedenktag hierfür gilt in der Walachei die Schlacht von Posada (9.-12. November 1330), in der es dem walachischen Wojewoden Basarab gelang, das ungarische Heer zu schlagen. Für die Moldau gilt als Zeitpunkt der Lossagung von Ungarn die áWahl des rumänischen Wojewoden Bogdan Voda von Maramureş, zum Oberhaupt der moldauischen Rumänen á(1359). Etwa gleichzeitig stärkte der rumänische Despot Dobrotici (1348-1386) seine Herrschaft über die Dobrogea. Bereits hundert Jahre später ist die Walachei unter der Herrschaft des Mircea cel Bătrân (1386-1418) ein Reich, zu dem kleine Teile Transilvaniens (Amlaş, und Făgăraş), der Süden der Moldau und die Dobrogea bis ans Schwarze Meer gehören. Man kann also die offizielle Eigenstaatlichkeit der rumänischen Länder schon in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts datieren, die de facto-

und der Ukraine) sollten tatarischen Übergriffen aus dem Osten trotzen, Chilia und Crăciuna an der danubischen Südgrenze seines Reiches hielten dem türkischen Machtanspruch stand und Cetatea Neamţului in den Karpaten sollte den westlichen Nachbarn Ungarn in seinen Grenzen halten. In diesem Reich entwickelt sich neben dem Handel und der Wirtschaft auch die Kultur. Die großartigen Klosterbauten von Voroneţ, Putna und Neamţ, mit ihrer für ein panrumänisches Empfinden so ü beraus wichtigen kulturellen Ausstrahlung auf das ganze Land, entstehen in seiner Regierungszeit. In dem Kräftefeld zwischen Tataren, Polen, Ungarn und Türken kann das Fürstentum Moldau seine durch tributpflichtige Unterwerfung unter die Hohe Pforte erkaufte innere Autonomie auch unter den Nachfolgern Stefans des Großen (Bogdan Vodă II, Ştefan III, Petru Rareş, und Alexandru Lăpuşneanu) bewahren, wenn auch immer wieder türkische Eroberungsversuche zu verzeichnen sind. Ähnlich ergeht es den anderen rumänischen Ländern: Die tapfere Verteidigung walachischen Territoriums unter Mircea cel Bătrân, Vlad Ţepeş und Nachfolgern ermöglichte es auch den Walachen, notgedrungen unter tributpflichtiger türkischer Suzeränität, ihre innere Autonomie zu wahren. Auch Siebenbürgen konnte, nachdem das ungarische Königreich nach der Schlacht von Mohács (1526) den Türken tributpflichtig wurde, seine Autonomie stabilisieren. Verglichen mit den hohen Tributzahlungen der anderen rumänischen Länder und den ständigen Einmischungsversuchen der Hohen Pforte in Moldau und Walachei behielt Siebenbürgen wohl die größte Unabhängigkeit und hatte am wenigsten unter türkischen Einmischungen zu leiden. Das Verhalten der rumänischen Länder war für die Hohe Pforte stets ein unkalkulierbarer Faktor, insbesondere, wenn türkische Verpflichtungen nicht eingehalten wurden. Häufig endeten militärische Auseinandersetzungen mit einem rumänischen Sieg, so dass eine tributäre Unterwerfung den Türken stets angenehmer war als eine kostspielige und zweifelhafte militärische Okkupation: 1574 besiegt der moldauische Fürst Ioan Vodă Viteazul (Fürst Ioan der Tapfere) die Türken bei Jiliştea, Fürst Mihai Viteazul schlägt die Türken mit seinem moldauischen Heer an der Seite der Truppen Transsilvaniens, Polens und des Habsburgerreichs bei Călugăreni (1595). So ist die mittelalterliche Geschichte Rumäniens ein Zeugnis des Ringens um die Eigenstaatlichkeit, die in verschiedenen Feudalstrukturen, zeitweilig sogar länderübergreifend kurzfristig erreicht wurde, die jedoch am Kampf um das Überleben scheitern musste. In der türkischen Suzeränität, die alle rumänischen Staaten in

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Rumänien - Mittelalter

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Eigenstaatlichkeit kleinerer Einheiten ist bis ins 9. Jahrhundert nachzuweisen. Ein panrumänisches Staatengebilde , an dem zum ersten Mal alle rumänischen Ländern partizipieren, gibt es, wenn auch, wegen der folgenden Türkeneroberung, nur für kurze Zeit, im Rahmen des walachischen Staats des Mircea cel Bătrân . Das 15. áJahrhundert hätte nach der allgemeinen Entwicklungstendenz einen rumänischen Gesamtstaat hervorbringen können, wäre die türkische Bedrohung und Okkupation nicht gewesen. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts dringen die Türken zur Donau vor. Die rumänischen Länder werden in der Folgezeit zum Bollwerk Europas in der Auseinandersetzung mit dem osmanischen Reich. Mircea cel Bătrân verliert nach langen Auseinandersetzungen und einigen kurzlebigen militärischen Siegen schließlich die Dobrogea und seine wichtigen Festungen Giurgiu und Turnu an die Türken. Der Status der rumänischen Fürstentümer konnte im Laufe der Zeit nur durch eine tributpflichtige Unterwerfung unter die osmanische Herrschaft bei Wahrung einer gewissen inneren Autonomie gerettet werden. Für die Nachfolger Mirceas wurde der Kampf mit den Türken alltägliche leidvolle Erfahrung. 1432 gelangten türkische Truppen bis nach Transsilvanien. Iancu von Hunedoara, Wojewod von Transsilvanien und ungarischer Gouverneur, wurde durch seine siegreichen Schlachten von Ialomitţa (1442) und Belgrad (1456) gegen die Türken eine Persönlichkeit der europäischen Geschichte. zurück zur Textauswahl

mehr oder minder starker Form erlebten, lag aber auch die Chance zur Wahrung und Entwicklung der an die innere Autonomie gebundenen eigenen Kulturleistungen. So sind in den großen Klöstern der Moldau, der Walachei und den Wehrkirchen und Städten Siebenbürgens die kulturellen Leistungen entstanden, die eine autonome rumänische Bevölkerung zur Verteidigung des christlichen Abendlandes befähigte. zurück zur Textauswahl

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Rumänien - Die Entwicklung zum Nationalstaat

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Die Entwicklung zum Nationalstaat Überlebensstrategien
Die in ganz Europa bewunderten Siege des walachischen Fürsten Mihai Viteazul in panrumänisch-habsburgisch-polnischer Allianz über die Türken (1596) ermöglichte wieder ein panrumänisches Herrschaftsgebiet mit Eigenstaatlichkeit, diesmal größer als das Herrschaftsgebiet des Mircea cel Bătrân. Unter Mihais Führung schließen sich Moldau, Walachei und auch Transsilvanien im Jahre 1600 zu einem ersten panrumänischen Staatswesen zusammen, das dem römischen Dakien territorial entspricht und in dieser Form als Vorläufer des modernen Rumänien bezeichnet werden kann. Mit Mihai Viteazul beginnt die Geschichte des modernen Rumänien. Zwei wichtige Entwicklungen prägen die Ereignisse um die Entstehung dieses rumänischen Staats: Das Erstarken des habsburgischen Imperiums mit dem Resultat der allmählichen Vertreibung der Türken aus Mitteleuropa bis zum Ende des 17. Jahrhunderts sowie die deutliche Schwäche und der sich allmählich abzeichnende Niedergang des osmanischen Reiches seit dem Ende des 16. Jahrhunderts. Doch diese beiden Tendenzen bedeuten für die alltägliche rumänische Realität erneute Kämpfe um Selbständigkeit.

Als die revolutionre Bewegung des Tudor Vladimirescu (1780-1821), eines Bauern und Pandurenführers Panduren waren Hilfssoldaten, die aus Steuervorteilen Wehrdienst in den türkisch-fanariotischen Gebieten leisteten - sich zu einer wahren Volksbewegung entwickelte, stellte sich das zaristische Russland, nach dem Tode des Anführers Tudor auf die Seite der rumänischen Revolutionäre. Tudor hatte in der Proklamation von Padeş (1821) zum ersten Mal die nationale Einheit der Rumänen apostrophiert und vor allem die Abschaffung der türkischen Tribute sowie die Wiederherstellung rumänischer Herrschaft über die Fürstentümer unter Ausschluss der Fanarioten und Türken gefordert. Istanbul lenkt ein und läßt die Griechen aus allen Ämtern beseitigen. Doch die letzte Etappe vor dem Sieg über die türkische Herrschaft wird erst durch die Unterstützung Russlands erreicht:

Tudor Vladimirescu Der russische Sieg über die Türken und der Vertrag von Adrianopel (1829) führt zu einer fünfjährigen Okkupation der rumänischen Länder durch das zaristische Russland. Die beiden rumänischen Länder Moldau und Walachei werden vorübergehend russisches Protektorat. Gleichzeitig beginnt für Rumänien eine neue Epoche. Beide Fürstentümer erhielten nominell die Kontrolle über ihre Institutionen. Durch die Berufung des im Geiste der französischen Aufklärung erzogenen russischen Generals Kisselef zum Gouverneur fand Rumänien einen Reformator seiner Institutionen und wohlwollenden Regenten. Die beiden rumänischen Länder erhielten ihre erste moderne Verfassung, das Règlement organique : Die Wahl der beiden Fürsten sollte durch eine Wählerversammlung (150 Personen) bestimmt werden, die sich in ihrer Mehrzahl aus Bojaren und einigen wenigen Angehörigen der Mittelschicht (27 Kaufleute) zusammensetzte. Bauern waren nicht unter den Vertretern, aber sie hatten die gesamte Steuerlast des Staates zu tragen, während die

Mihail Viteazul Die finanziellen Tribute, die von der Hohen Pforte verlangt wurden, stiegen durch den wachsenden Geldbedarf des niedergehenden Istanbuls kräftig an. Die offiziellen Tribute waren jedoch nicht die einzigen Abgaben, die zu entrichten waren: Geschenke und Bestechungsgelder an hohe Beamte und Sultane erreichten oftmals die Höhe der

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offiziellen Tribute. Ein ausgeklügeltes Ausbeutungssystem, das den Bauern die Hauptlast der Abgaben aufbürdete, schaffte das Geld herbei, das die innere Autonomie garantieren sollte. Aufstände und Fluchtbewegungen unter der Bauernschaft waren die Folge. Mihai Viteazul führte die sogenannte Schollenpflicht ein und nahm damit den Leibeigenen und Freibauern, die auf Bojarenanwesen wohnten, das Wegzugsrecht. Dem wachsenden Druck der Polen, Türken und des Kaisers Rudolf II, der Siebenbürgen zu einer österreichischen Provinz machen wollte, konnte er auf Dauer kaum etwas entgegenstellen. Er verfügte nicht über die nötigen finanziellen Mittel, um einer solchen Auseinandersetzung gewachsen zu sein. So war der erste panrumänische Staat nur von kurzer Dauer. Fortan sah sich Rumänien auch den Österreichern ausgeliefert, deren Expansionslust sich nicht auf Siebenbürgen beschränken sollte. Die kurze Episode der Herrschaft des Mihai Viteazul über Rumänien wurde bis zum 19. Jahrhundert zum Mythos und Leitmotiv aller rumänischer Freiheitsbewegungen und panrumänischer Zielsetzungen. Ende des 17. Jahrhunderts vertreibt Österreich die Türken aus dem DonauKarpatenbereich und besetzt Transsilvanien. Die rumänischen Bauern schöpfen zunächst Hoffnung. Doch die österreichische Herrschaft kollaboriert mit dem fremden Adel des Landes und den privilegierten Minderheiten, um ihre Herrschaft abzusichern. Den rumänischen Bauern bringen die neuen Herren nur höhere Abgaben, sozialen Druck und Ausbeutung. Ein Teil des orthodoxen Klerus Siebenbürgens versuchte auf Veranlassung der Wiener Jesuiten eine Verbesserung der Situation durch die Anbindung der siebenbürgischen orthodoxen Kirche an Rom zu erreichen: Die "unierte" Kirche Siebenbürgens, die bis zu den Tagen der Volksrepublik existierte, wurde 1698 ins Leben gerufen. Über diese an Rom orientierte Kirche kam nun erstmals wieder lateinisches Denken in das byzantinischorthodox geprägte Land. Hier, in den lateinischen Quellen, fanden die rumänisch gesinnten Intellektuellen des Landes ihre besten Argumente für - im Westen lange vergessene - romanische Kontinuität und für den Besitzanspruch auf rumänischen Boden. So förderten die österreichischen Aktivitäten indirekt den rumänischen Nationalismus. Sie sind, ohne es zu wollen, Geburtshelfer eines panrumänischen Denkens, das in dem Wissen um die Gemeinsamkeit der römischen Abstammung neue Nahrung findet. Die wirtschaftlichen Bedingungen der rumänischen Bauern Transsilvaniens verbesserten sich unter der Herrschaft Österreichs nicht. Das 18. Jahrhundert ist geprägt von verzweifelten Aufständen

Bojaren, die Kirche und die wohlhabenden Klöster steuerfrei blieben. Sehr bald festigten die Bojaren gegen den Einfluss des russischen Gouverneurs ihre Position und legten den Bauern immer mehr Einschränkungen und Frondienste auf. Mit dem Réglement organique, das 1834 von der Hohen Pforte anerkannt wurde, hatte Russland ein Mittel der Loslösung von türkischer Dominanz und eine ständige Beeinflussungsmöglichkeit der rumänischen Politik gefunden. Trotz der Tatsache, dass aufgeklärte Geister wie Kisselef wirkten und die rumänischen Protektorate eine modernere Verfassung erhielten als das autokratische Petersburg selbst es sich erlauben durfte, konnte sich keine dauerhafte positive politische Beziehung zwischen Russland und der rumänischen Bevölkerung entwickeln, war es doch deutlich, zu welchem Preis Petersburg die rumänischen Reformen einleitete: Bessarabien war russisch geworden, das Schwarze Meer sollte zu einem Mare clausum werden und die russische Vorherrschaft auf dem Balkan sollte gegenüber der Türkei vorangetrieben werden. Das zaristische Russland, unmittelbar nach Tudor Vladimirescus Erhebung als Befreier gefeiert, verlor in der Zeit seines Protektorats sehr bald wegen ständiger Übergriffe, Einmischungen und Ausbeutung seine Chance, einen befreundeten Nachbarn zu gewinnen. Die im Innern der rumänischen Länder wachsende Opposition rumänischer Intellektueller bezog ihr Ideengut zunehmend aus dem Westen, vornehmlich aus Frankreich. Für die Revolutionäre von 1848 ist der Zar Inbegriff von Reaktion und Unterdrückung, ist die russische Protektoratsmacht gleichwertig mit dem verhassten fanariotischen Vorgänger. In der gescheiterten Revolution von 1848 versuchten die Revolutionäre in ihren Forderungen westeuropäische Gegebenheiten auf Rumänien zu übertragen. Sie propagierten die Abschaffung des russischen Protektorats, Vereinigung von Moldau und Walachei, sowie Vereinigung aller Rumänen unter Einschluss der österreichisch besetzten Gebiete Siebenbürgen, Bukowina, Banat und des russisch besetzten Bessarabien, Emanzipation der Bauern - was auch immer das sein sollte - und allgemeines Wahlrecht. Eine Landreform und Abschaffung der Leibeigenschaft, die den Bauern eine Lösung ihrer Probleme gebracht hätte, war natürlich nicht Gegenstand der nationalistischidealisierten Forderungen. Ohne den Bauernstand gab es aber keine tragfähige Basis für die Revolutionäre. Die Revolution scheiterte, doch die Sehnsucht der Rumänen nach einem eigenen unabhängigen Staat blieb bestehen. Als die zaristischen Truppen im Krimkrieg 1853 den Pruth überschritten und der Zar trotz Ultimatums der Westmächte und Entsendung

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rumänischer Bauern, die von der Unerträglichkeit ihrer Situation getrieben, sich gegen Fremdherrschaft und soziale Mißstände auflehnen. Die berühmteste aller Revolten ist der große Aufstand von 1784 unter den drei rumänischen Bauernführern Horia, Cloşca und Crişan.

Horia, Cloşca und Crişan - Denkmal in Alba Iulia Die Wirtschaftskrise des osmanischen Reichs und die Verschlimmerung des Ausbeutungssystems in den anderen beiden noch unter türkischer Suzeränität befindlichen rumänischen Territorien Moldau und Walachei machten die Lebensbedingungen für die Bauern immer unerträglicher. Die letzten beiden rumänisch gesinnten Herrscher der rumänischen Fürstentümer, Dimitrie Cantemir (1673-1723), aufgeklärter Fürst der Moldau, und Constantin Brâncoveanu (1688 - 1714), Fürst der Walachei, haben die Vereinigung und Loslösung vom osmanischen Reich nicht erreicht. Dimitrie Cantemir verbündete sich mit Zar Peter dem Großen und hoffte gemeinsam mit ihm, das osmanische Joch abzuschütteln. Durch die Niederlage von Stănileşti verlor er seinen Thron und mußte den Rest seines Lebens im russischen Exil verbringen. Der proeuropäische Constantin Brâncoveanu , verantwortlich für die für Rumänien so unvergleichlich typischen Bauwerke der Walachei, lavierte als aufgeklärter politischer Beobachter Europas zwischen Österreich und Russland, jederzeit bereit, das seinem Land auferlegte türkische Joch mit Unterstützung von Kaiser oder Zar abzuschütteln. Doch der Zeitpunkt für diese politische Entscheidung

eines französisch-englischen Geschwaders bis zur Dobrudscha marschierte, sah auch Österreich seine Interessen gefährdet und schickte sich an, aufgrund eines geheimen Abkommens mit der Türkei die Moldau und den größten Teil der Walachei zu okkupieren. Die Drohung Österreichs nötigte Russland zum Rückzug. Rumänien erhielt dadurch zwischen den beiden europäischen "Supermächten" plötzlich eine auf lange Sicht profitable Pufferrolle. Die Konferenz von Paris 1856 brachte für die rumänischen Fürstentümer das Ende des russischen Protektorats und erstmals eine gemeinsame Garantie der europäischen Mächte für ihre Unabhängigkeit, allerdings nominell weiter unter türkischer Suzeränität. Bessarabien blieb bei Russland. Die Organischen Reglements sollten von den Rumänen in repräsentativen Versammlungen revidierbar gemacht werden. Hierin lag die Chance der rumänischen Länder. In den Versammlungen zur Revision der Organischen Reglements fanden sich die revolutionären Führer von 1848 wieder. Diese forderten einen neutralen Staat mit dem Namen România. Dieser expansionistische Name war für die Garantiemächte, insbesondere für Österreich, nicht akzeptabel. Erst in der neuen Konvention von Paris vom 19.8.1858 fand man auf Veranlassung von Napoléon III eine Formel für die verfassungsmäßige Entwicklung der Fürstentümer. 1859 beschlossen die verfassungsgebenden Versammlungen von Moldau und Walachei eine nahezu identische Verfassung. Unter Verletzung der Konvention von Paris wählten dann die beiden Parlamente, die Moldau am 17.1.1859, die Walachei am 5.3.1859, denselben Fürsten zum obersten Repräsentanten. Damit war faktisch die Vereinigung gegen den Wunsch der Garantiemächte herbeigeführt. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als das "fait accompli" anzuerkennen. Unter der Führung des Fürsten Alexander Cuza entstanden die "Vereinigten Fürstentümer der Moldau und Walachei", die sich zwei Jahre später, als Cuza Bukarest zur einzigen Hauptstadt deklariert hatte, am 11.11.1861 den Namen Rumänien gaben. Mit Stolz weisen die Rumänen darauf hin, dass ihre staatliche Vereinigung (1859) früher realisiert wurde als die Italiens (1861) und des Deutschen Reichs (1871). zurück zur Textauswahl

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war für ihn nie gekommen. Nach der Niederlage des Dimitrie Cantemir folgte für die beiden rumänischen noch unter türkischer Suzeränität stehenden Fürstentümer eine Zeit neuen Leidens. Die Hohe Pforte löste die Armeen beider Staaten auf, verschärfte die wirtschaftlichen Kontrollen und besetzte die wichtigsten Vertrauensposten mit den sogenannten Fanarioten, türkischen Kollaborateuren griechischer Herkunft aus dem Fanar-Viertel Istanbuls. Mit der Fanariotenzeit von 1715 bis zur revolutionären Bewegung des Tudor Vladmirescu 1821 endet die Demütigung der rumänischen Länder durch den Oktroi fremder Herrscher. Zugleich fördert aber auch der Widerstand in dieser Zeit den Willen der Rumänen zur politischen Selbstbestimmung. Die Fanariotenzeit mit ihrer Kulminierung ökonomischer Ausbeutung und Fremdbestimmung hatte tiefgreifende gesellschaftliche und ökonomische Folgen. Allein die Tributzahlungen der Moldau vervierfachten sich unter der Herrschaft der Fanarioten. Die Bauern verharrten in ihrem Elend, ohne die Aussicht auf eine Verbesserung ihrer Situation unter dieser Herrschaftsform. Die fremden Usurpatoren sammelten immer mehr Reichtümer an. Aber diese Epoche brachte der Bourgeoisie und den Intellektuellen des Landes auch einen wichtigen Vorteil: Im Tross der Fanarioten kamen zahlreiche griechische Händler und Unternehmer nach Rumänien, die aufgeschlossen und weltoffen waren. Ungehindert strömte so westliches, vor allem französisches Geistesgut ins Land. Die Philosophen der französischen Aufklärung wurden gelesen, westliche Bildungsinstitutionen fassten Fuß, bald wurde Voltaire und Montesqieu im Originaltext gelesen. Mit der französischen Sprache verbreitete sich das Ideengut der Französischen Revolution und in den Kaffeehäusern Bukarests, den literarischen Zirkeln, in den Kreisen der rumänischen Intellektuellen wie auch im Volk breitete sich immer mehr das Bewusstsein der nationalen Gemeinsamkeit aller Rumänen aus. Das Recht auf Selbstbestimmung und Unabhängigkeit war in aller Munde. Mit Österreich, das nach seinem Griff nach Siebenbürgen 1716 den Banat und 1775 auch noch die Bukowina annektiert hatte, waren die nationalen Ziele der Rumänen kaum zu realisieren. Der Expansionswille Russlands, das sich seit Zar Peter dem Großen (16821725) zum Beschützer der vom osmanischen Joch unterdrückten Völker deklarierte, war für Rumänien der einzig mögliche Weg, sich des türkischen Jochs zu entledigen. Der Preis ist ein Teil der rumänischen Moldau, Bessarabien, das Russland 1812 besetzt. zurück zur Textauswahl

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Rumänien - Das rumänische Königreich

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Das rumänische Königreich Der Traum von territorialer Größe
Die Reformpläne des Politikers Cuza hatten die französische Ordnung zum Vorbild. Er erìreichte von den Garantiemächten eine Bestätigung seiner neuen Verfassung, schuf eine neue innere Rechtsund Verwaltungsordnung, säkularisierte die Güter der Klöster, führte sie in Staatseigentum über und initiierte eine Reihe liberaler Reformen. Ein Staatsstreich (1864) verschaffte ihm die Mittel, eine Agrarreform einzuleiten. Er scheiterte aber letztlich mit seinen Plänen zur Landreform am Widerstand der Bojaren und der zunehmenden Opposition der Konservativen und Radikalliberalen. Das Ende seines autoritären Regimes erzwangen seine Gegner mit einem Gegenputsch (1866), der zum Ziel hatte, ihn durch einen fremden Fürsten, der international akzeptierter Repräsentant des jungen Landes werden sollte, zu ersetzen. Im geheimen Einverständnis mit Napoleon III und mit Unterstützung Bismarcks gegen den Widerstand der übrigen Garantiemächte fiel die Wahl nach einem Plebiszit und Beschluss der Bukarester Konstituante vom 22.5.1866 auf den Prinzen Karl von HohenzollernSigmaringen. Maßgeblich für die Wahl eines Herrschers "fremder Sprache, Konfession und Ethnie" dürfte vor allem die Unterstützung Napoleons und Bismarcks und die damit verbundene internationale Garantie für eine außenpolitische Sicherheit des jungen Landes gewesen sein: Noch war Rumänien nicht frei von der türkischen Suzeränität. Erst auf den Druck Frankreichs hin akzeptierte die Hohe Pforte Carol als erblichen rumänischen Fürsten - unter Beibehaltung der üblichen Tributzahlung an den Sultan. Erst der russisch-türkische Krieg von 1877 bot dem Hohenzollernprinzen die Möglichkeit, an der Seite des russischen Heeres siegreich einzugreifen, die Türken zu schlagen und damit seine Unabhängigkeit zu erkämpfen. Im Kongress von Berlin (1878) bekommt Rumänien die von den Türken befreite Dobrudscha als Ersatz für das verlorene Bessarabien zugesprochen. Am 10. Mai 1881 proklamiert das nunmehr vollends souveräne Rumänien Karl von Hohenzollern als Carol I zum König des Landes. Das junge Königreich orientiert sich an Frankreich. Bukarest wurde zur imperialen Stadt umgestaltet. Man modernisierte Rumänien, Preußen wurde Ideen- und Technikerlieferant. Das Land, das sich mit den Ausbeutungsstrukturen der Türkei abgefunden hatte, erhielt eine neue wirtschaftliche Infrastruktur. Straßen, Brücken und Eisenbahnen wurden gebaut, die Häfen

Der Dichter Liviu Rebreanu hat in seinem Roman Răscoala (Der Aufstand) diesem schrecklichsten Ereignis der Geschichte des jungen Königreichs und dem Heldenmut der Bauern ein bleibendes Denkmal gesetzt. Unter der Herrschaft Carols gab es - außer der Schaffung einer ökonomischen Infrastruktur - keine für das Land relevante Lösungen der sozialen Verelendung der Bauernschaft oder tiefgreifende Reformen. Städtebourgeoisie, Großgrundbesitz und Handel profitierten von der liberalen Wirtschaftsführung. Ausländische Investitionen flossen ins Land und machten es abhängig von deutschen, englischen und französischen Kapitalgebern. Lediglich außenpolitische Erfolge und Stärkung der Souveränität prägten diese Zeit. Einen letzten territorialen Zugewinn errang Rumänien durch sein Eingreifen in den zweiten Balkankrieg. Von Bulgarien erzwang es im Frieden von Bukarest (1913) die Abtretung der südlichen Dobrudscha.

Carol I - Karl von Hohenzollern Der Nachfolger Carols wurde 1914 Ferdinand. Er wahrte zunächst die Neutralität Rumäniens im I. Weltkrieg, um dann aber auf Seiten der Entente in den Krieg einzutreten. Antiösterreichische Stimmungen, der Wunsch, Siebenbürgen und die österreichisch besetzten rumänischen Territorien zu erhalten und Versprechungen der Entente waren wohl die Beweggründe für den Kriegsbeitritt. Die Mittelmächte besiegten und besetzten Rumänien rasch und nötigten das Land zum Frieden von Bukarest vom 7.5.1918, der aber kurz darauf durch die Niederlage der Mittelmächte hinfällig wurde. Noch vor den Friedensverträgen von St.Germain

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Rumänien - Das rumänische Königreich

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modernisiert. Ein landesweites Kommunikationssystem, das vor allem wirtschaftliche Ressourcen zugänglich machen sollte, wurde geplant. Das mitten im wirtschaftlichen Aufschwung befindliche Deutsche Kaiserreich brachte Kapital, baute eine Lebensmittelindustrie auf und verwertete die Rohstoffe des Landes. Seit 1890 gewann die Ölindustrie an Bedeutung, in die vor allem deutsches Kapital floß. Außer der Entwicklung einer ökonomischen Infrastruktur änderte sich aber nichts. Die eigentlichen Probleme, die der Bauern, blieben ungelöst. Der König eignete sich nicht zum Vorreiter sozialer Reformen. Innenpolitisch lösten sich die aus der Junimea-Bewegung entstandenen Jungkonservativen (P.Carp, T. Maiorescu) und die jungliberale Partei (Brħtianu) in der Regierung einander ab. Es gelang ihnen nicht die durch über vierhundert Jahre Erfahrung mit der türkischen Oberherrschaft tief verwurzelte Korruption zu beseitigen. Die Ausbeutung der Ressourcen des Landes lag in ausländischen Händen. Die Ausbeutung der Bauern durch Bojarentum und Großgrundbesitz wurde nicht beendet. 1907 brach der größte und zugleich dramatischste Bauernaufstand des Landes aus. Seit den Tagen Horias, Cloşcas und Crişans hat Rumänien eine derartige Revolte nicht mehr erlebt. Der Funke sprang von der Moldau über auf das ganze Land. Mordende und plündernde Bauern machten ihrer Verzweiflung Luft. Die Koalitionsregierung aus Liberalen und Konservativen verfügte eine allgemeine Mobilmachung aus Angst, Russland oder Österreich könnten intervenieren. In einem schrecklichen Blutbad wurde schließlich bei Craiova das Heer der rund 10.000 Aufständischen niedergemetzelt und ganze Dörfer dem Erdboden gleichgemacht. zurück zur Textauswahl

(10.9.1919) und Trianon (4.6.1920) erklärten die Rumänen in Siebenbürgen und in der Bukowina ihre Vereinigung mit dem Königreich. In den Friedensverträgen wurde dies anerkannt. Der Banat wurde ebenfalls rumänisches Territorium und nach dem Frieden von Neuilly (27.11.1919) bestätigt man Rumänien seinen Anspruch auf die gesamte Dobrudscha. Nach dem Zusammenbruch des Zarenreichs hatte sich bereits im Januar 1918 die moldauische Volksvertretung für den Anschluss an das Königreich Rumänien ausgesprochen. Gegen den Widerstand der in den Kinderschuhen steckenden Sowjetunion vereinigte sich das ehemalige Bessarabien mit dem Königreich Rumänien, das danach den Namen România Mare (Großrumänien) tragen sollte. Rumänien ging aus den Ereignissen des Ersten Weltkriegs als territorialer Gewinner hervor. zurück zur Textauswahl

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Rumänien - Niedergang des Königreichs

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Der Niedergang des Königreichs
Das Königreich Rumänien umfasste für die Zeit der zwanziger und dreißiger Jahre alle Gebiete, auf die es historisch Anspruch erheben konnte. Der Traum eines Großrumänien, das größer als das römische Dakien und Moesien war, hatte sich erfüllt. Doch gleichzeitig wurde aus dem ehemals nahezu rein rumänischen Königreich ein Vielvölkerstaat. In den hinzugewonnenen Gebieten lebte seit Jahrhunderten die meist bäuerliche rumänische Bevölkerung mit anderen Nationalitäten zusammen. Sie war durch ihre leidvolle Geschichte an Fremdherrschaft gewöhnt und übte sich in Toleranz. Nun war es erstmals an den Rumänen, über das Schicksal der Minderheiten auf ihrem Territorium zu bestimmen. Mit zentralistischer Lenkung - die hinzugewonnenen Gebiete waren auf andere Zentren ausgerichtet - und einer straffen Assimìlierungspolitik, insbesondere gegenüber der ungarischen Minderheit, schuf sich das mittlerweile doppelt so große Rumänien empfindliche Spannungsherde. Konnte das alte Regat aus Moldau, Walachei und Norddobrudscha in Frieden mit seinen misstrauischen Nachbarn leben, so wird das neue Groß-Rumänien neidvoll, misstrauisch und voller Rachegedanken von seinen Nachbarn betrachtet. Das innenpolitisch nicht stabilisierte Agrarland ist in der Folge mit vielfältigen Problemen konfrontiert: mit einem komplizierten Minderheitenproblem, der Weltwirtschaftskrise, dem Gebietsanspruch seiner Nachbarn Ungarn, Bulgarien und Russland, die danach trachten, die Versailler Verträge zu revidieren und dem aufkommenden Faschismus. Dazu kommt die latente Angst der Regierenden vor einer neuen Bauernrevolte, die den Funken der bolschewistischen Revolution ins Land tragen könnte. Die bereits 1917 beschlossene und von General Alexandru Averescu als Ministerpräsident mit seiner Volkspartei 1921 durchgesetzte Agrarreform konnte die Not der Bauern kaum lindern. Zwar wurden 66 % der großen Domänen, insgesamt 6 Millionen ha Agrarland neu aufgeteilt, doch das legale Prinzip des Rückkaufs des Landes nahm der Reform die Wirkung. Die Bauern blieben die Ärmsten des Landes, während die Großgrundbesitzer sich der neuen Lage anpassten und große Profite machten. Ab 1922 bildeten liberale Regierungen die Macht, nachdem die Jungkonservative Partei den Ersten Weltkrieg nicht überlebt hatte. Seit 1928 war mit der aus zwei Gruppen, der Siebenbürger Nationalpartei und der Bauernpartei des alten Königreichs gebildeten

An der Seite Hitlers führt Antonescu Rumänien in den Krieg gegen die Sowjetunion, erobert Bessarabien und die Bukowina zurück, läßt jenseits des Dnjester, besessen vom großrumänischen Traum sogar eine neue rumänische Provinz «Transnistrien» gründen. Die Eiserne Garde hatte er zuvor im Einvernehmen mit Hitler liquidiert. Für ihn und sein politisches Konzept eines unabhängigen nationalistischen Rumänien band dieser paramilitärische Stoßtrupp das Land zu stark an den Nationalsozialismus. Hitler sah in der Rivalität der Eisernen Garde zur rumänischen Armee die stabilen Verhältnisse bedroht, die er für den Aufmarsch gegen die Sowjetunion brauchte, und begnügte sich mit Antonescus Person als Garant seines Einflusses sowie der Entsendung von "Lehrtruppen". Der Führer (conducător) Antonescu hatte eine Militärdiktatur im Königreich errichtet, von der er sich eine Lösung der schwierigen Situation Rumäniens versprach. Die Liquidation der Eisernen Garde, die Rückeroberung ehemals rumänischer Gebiete, seine patriotisch motivierten Versuche, Rumänien im übermächtigen Sog Hitlerdeutschlands durch geschicktes Taktieren überleben zu lassen und die erfolglosen Versuche, das Land durch einen Separatfrieden mit den Westmächten wieder aus dem Krieg herauszuführen, lassen die Person des Marschall Antonescu heute in einem anderen Licht erscheinen als unmittelbar nach dem Krieg. Auch für die kommunistische Partei galt Antonescu später als ein in tragischem Irrtum befindlicher Patriot, der ein Opfer des Kräftespiels wurde, in dem Rumänien gefangen war. Stalingrad wurde auch für die rumänischen Truppen zur Wende des Krieges. Noch bevor die Sowjetunion in der Sommeroffensive 1944 Bessarabien besetzte, war der Ausgang der Krieges schon offenkundig. Die Rettung vor der totalen Katastrophe kam schließlich vom König. Im Einvernehmen mit den Führern einer Vierparteienkoalition von Liberalen, Nationaltzaranisten, Sozialisten und Kommunisten stürzte er am 23. August 1944 Antonescu genau zu dem Zeitpunkt, als die sowjetische Großoffensive von Iaşi und Tiraspol aus die deutsch-rumänische Front durchbrach. Die rumänische Kapitulation traf so die deutsche Heeresgruppe in völliger Auflösung. Ein von Hitler für den 24. August angeordnetes Bombardement Bukarests legitimierte auch vor der Bevölkerung die einen Tag später erfolgende Kriegserklärung an das Deutsche Reich. Am 28. August 1944 befand sich das Land fest in der Hand der neuen Regierung. Die rumänische Bevölkerung reagierte auf die Proklamation ihres Königs mit Jubel, da sie glaubte, durch

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Rumänien - Niedergang des Königreichs

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Nationaltzaranistische Partei (rum. ţăran = Bauer, also Nationale Bauernpartei) des J. Maniu erstmals eine Vertretung ländlicher Gruppen an der Regierung. Als König Ferdinand 1927 starb, setzte man für seinen noch unmündigen Enkel Mihail einen Regentschaftsrat ein. Doch der 1926 zu Thronverzicht und zu Emigration gezwungene Thronfolger Carol kehrte auf Veranlassung der Nationaltzaranisten 1930 wieder zurück und bestieg als Carol II den Thron. Der parteilose Außenminister N. Titulescu sicherte zunächst bei rasch wechselnden Ministerpräsidenten die Anlehnung an Frankreich. Die ökonomischen und innenpolitischen Schwierigkeiten führten den König in einen zunehmend autoritären Kurs. Begünstigt durch die Mißstände im Lande, die Spannungen mit den Bauern und den Minderheiten sowie dem wachsenden europäischen Faschismus entwickelte sich die totalitäre Eiserne Garde, die bald ein bedeutendes Anhängerpotential besaß. Eine Verfassungsreform vom Februar 1938 ermöglichte eine "königliche" Diktatur. Nach einer blutigen Verfolgung der Eisernen Garde, die den Bestand des Staates bedrohte, und dem zunehmenden Einfluss des Deutschen Reiches auf die rumänische Politik zerfiel jedoch die starke Rolle des Königs allmählich: Das traditionell nach Frankreich orientierte Rumänien konnte sich im europäischen Kräftespiel nur noch an der Stärke des faschistischen Deutschland orientieren. Wirtschaftlich war es längst vom Deutschen Reich abhängig. Die Komplizität Hitlers mit Stalin und die Niederlage Frankreichs lieferte Rumänien dem faschistischen Deutschland vollends aus. Der kurze Traum eines Großrumänien ging zu Ende. Ein von Hitler geduldetes Ultimatum der Sowjetunion erzwang am 26.6. 1940 die Abtretung Bessarabiens und der Nordbukowina. Die deutschsprachige Bevölkerung der beiden Regionen wurde ins Reichsgebiet und zum Teil auf besetztes polnisches Territorium unter Aufsicht deutscher Funktion umgesiedelt. Am 30.8.1940 musste Rumänien aufgrund des sogenannten Wiener Schiedsspruchs, den man wohl eher als Diktat empfand, einen großen Teil Siebenbürgens an Ungarn abtreten. Im Vertrag von Craiova (7.9.1940) hatte Rumänien an die mit den Achsenmächten verbündeten Bulgaren die Süddobrudscha abzugeben. Am gleichen Tag erzwang der neue mächtige Mann des Landes, General Antonescu, die Abdankung König Carols II und ließ dessen Sohn Michael zum König ausrufen. Mit Vertretern der Eisernen Garde bildete Antonescu eine Regierung, um zur Rettung der restlichen rumänischen Interessen am 23.11.1940 das geschrumpfte Restrumänien dem Dreimä chtepakt zu assoziieren. Der rumänische Faschismus unterscheidet

baldiges Eingreifen der Anglo-Amerikaner sei ein rascher Friede erreichbar. Sie ahnte nicht, dass bereits im Mai 1944 Rumänien zu sowjetischem Interessengebiet erklärt worden war. Am 12.9.44 kam es zum Waffenstillstandsvertrag mit der Sowjetunion. Mehr als eine halbe Million rumänischer Soldaten mussten in der Folgezeit an der Seite der Roten Armee bis zur endgültigen Kapitulation des Deutschen Reichs kämpfen, während gleichzeitig die rumänischen Kriegsgefangenen weiter in sowjetischen Lagern blieben. Der König beauftragte den General C. Sănătescu mit einer Regierungsbildung im Rahmen der Vierparteienkoalition, welche die Ereignisse des 23. August, der im kommunistischen Rumänien als «Tag der Befreiung vom faschistischen Joch» gefeiert wurde, herbeigeführt hatte. Sănătescu konnte sich unter dem sowjetischen Druck ebensowenig halten wie der schließlich vom König mit der Regierungsbildung beauftragte antikommunistische Generalstabschef N. Rădescu. Auf Druck der Sowjetunion, insbesondere auf Grund der Drohung des sowjetischen Hochkommissars Wischinsky, Rumänien die erst im letzten Jahrhundert erkämpfte Eigenstaatlichkeit wieder zu nehmen, wird Rădescu am 6.3.45 abgesetzt und der den Kommunisten nahestehende Führer der Landarbeiter- und Kleinbauernfront (Frontul Plugărilor) Dr. Petru Groza vom König als Ministerpräsident akzeptiert. Die Nationaltzaranistische Partei unter I. Maniu und die Nationalliberalen unter C.Brătianu verließen die Regierungskoalition. Die in Eile nach der Kapitulation gebildete Nationaldemokratische Front, ein kommunistisches Volksfrontbündnis übernahm die Macht unter sowjetischer Kontrolle. Die Tage des Königreichs Rumänien waren gezählt. Der König zieht sich nach einem vergeblichen Versuch, Groza unter Berufung auf die Potsdamer Konferenz und seine Nicht-Anerkennung durch die WestAlliierten zum Rücktritt zu zwingen nach Sinaia zurück und verweigert die weitere Zusammenarbeit mit dem Regime. Unter Petru Groza konnte die Sowjetunion mit Hilfe weniger einheimischer - auf Grund der niedrigen Industrialisierung gab es nur ein geringes Potential für die RKP - und einiger aus dem sowjetischen Exil herbeigeholter Kommunisten die schrittweise Umwandlung Rumäniens in eine Volksdemokratie vorbereiten. Besonders durch zwei Ereignisse gewinnt die Regierung Groza an Popularität: Die am 22.3.1945 verkündete Agrarreform enteignet die Güter der deutschsprachigen Minderheit und den Großgrundbesitz von über 50 ha. Dies brachte ihr Anhänger unter der Landbevölkerung. Die eigentliche Kollektivierung erfolgte in einer späteren

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Rumänien - Niedergang des Königreichs

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sich vom deutschen. Er ähnelt dem italienischen. Als "Legion des Erzengels Michael" ist der Vorläufer der Eisernen Garde ein Kind der Weltwirtschaftskrise. Die 1930 daraus entwickelte Eiserne Garde unter der Führung ihres "Capitanul" Codreanu kopierte mit Führerkult und paramilitärischen Organisationsformen italienische Faschisten und deutsche Nationalsozialisten. Bei verwandter Ideologie wird der auch hier vorhandene Antisemitismus anders begründet als bei den Nationalsozialisten. Die christlichorthodoxe Tradition der Anhänger der Eisernen Garde ließ sie ihren Antisemitismus vor allem mystisch-religiös begründen. Spezifisch rumänischen Inhalts ist ihr Kampf gegen die Korruption, gegen die Ausbeutung der Bauern durch die Institutionen des neuen Staats und durch die aufkommende Industrialisierung. Eine Verklärung des "Reinen und Unverdorbenen" bäuerlicher Volkskultur war die "Blut-und-Boden"-Parallele zum Nationalsozialismus. Politisch nahe dem Populismus anzusiedeln, führte die Eiserne Garde im selbstgegebenen Auftrag der bäuerlichen Volkskultur einen religiös verbrämten Kreuzzug gegen den andersdenkenden bürgerlichen Staat, seine Fehler und Korruption, gegen die Mißstände auf dem Lande und machte dafür neben dem Staat und seinen Führern parallel zum Nationalsozialismus mit viel Pathos und Pomp Kommunismus und Judentum verantwortlich. Der Pseudomoralismus und das soziale Sendungsbewusstsein waren Attraktion für die vom bürgerlichen Staat enttäuschte Jugend und einen großen Teil der Intellektuellen. Die rumänische Variante des europäischen Faschismus ist somit zwar Resultat der Weltwirtschaftskrise und der entstehenden faschistischen Ideologien, es ist aber gleichzeitig eine Reaktion auf die politische Entwicklung des rumänischen Bürgertums im Königreich und die Vernachlässigung des Bauerntums. Im Anti-Kommunismus, der zu seinem größten Teil Russophobie aus den Zeiten der russischen Protektoratsmacht ist, dokumentiert sich die begründete Angst vor dem direkten Nachbarn und den mit ihm bis 1940 nicht gelösten Problemen um den Besitz des rumänischsprachigen Bessarabien. Nach der zwangsweisen Rückgabe Bessarabiens verbinden sich mit dem Anti-Kommunismus revanchistische Gefühle.

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Phase und wurde erst 1962 abgeschlossen. Die Sowjetunion gab unmittelbar nach dem Regierungsantritt Grozas Nordsiebenbürgen an Rumänien zurück. Hierdurch gewann die Regierung Groza Prestige in der gesamten rumänischen Bevölkerung. Im Friedensvertrag vom 10.2.1947 wurden die Grenzen mit der Sowjetunion vom Januar 1941, also nach der Abtretung der Bukowina und Bessarabien wiederhergestellt. Transsilvanien verblieb in den Grenzen vom Januar 1938, wie man es der Regierung Groza versprochen hatte, bei Rumänien. Schauprozesse im Gebäude der heutigen juristischen Fakultät der Universität Bukarest rechneten mit den politischen und militärischen Führern der Kriegszeit ab. Die politischen Parteien der Vorkriegszeit wurden nacheinander diskreditiert und aufgelöst. Träger des politischen Willens wurde die aus zwangsvereinigten Sozialdemokraten und Kommunisten gebildete Rumänische Arbeiterpartei (PMR = Partidul Muncitoresc Român), die sich zwei Jahrzehnte später PCR (Partidul Comunist Român) nannte. Petru Groza und der Generalsekretär der rumänischen KP, Gheorghiu-Dej, bewirkten am 30.12.1947 die Abdankung König Michaels, der daraufhin das Land verließ. Die Rumänische Volksrepublik, deren Verfassung am 13.4.1948 angenommen wird, wird ausgerufen. Mit dem rumänischen Königtum geht eine Epoche zu Ende. Es war die Blütezeit der Bourgeoisie und des Großgrundbesitzes, zugleich aber auch eine Zeit größten Elends und ohne Hoffnung für die Mehrzahl der Landbevölkerung. Das Königtum repräsentiert in Rumänien eine Zeit der nationalen Selbstfindung, des Erringens nationaler Souveränität und der territorialen Absicherung des Landes. In diesem Zeitalter hat Rumänien sein Territorium schrittweise vergrößern können, sogar soweit, dass der Staat selber von einem Nationalstaat zu einem Nationalitätenstaat wurde. Aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs konnte das Königtum mehr als nur den Kern des rumänischen Territoriums retten. Es war vor allem in seiner Endphase Garant für rumänische Eigenstaatlichkeit, die danach nicht mehr zur Disposition stand. Scheitern musste das Königtum letztlich nicht nur an dem realpolitischen Ergebnis des Zweiten Weltkriegs, sondern auch an seinem politischen Unvermögen, die sozialen Probleme des Landes rechtzeitig und effizient zu lösen. Diese Aufgabe musste zentrales Anliegen des Nachfolgestaats werden.

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Rumänien - Volksrepublik

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Die Rumänische Volksrepublik (1947-1965)
Nach der Gründung der Republica Populară Română, der Rumänischen Volksrepublik, stand Rumänien vor vielfältigen Problemen. Durch die Präsenz der sowjetischen Truppen war die Souveränität der neuen kommunistischen Regierung stark eingeschränkt. Die Stationierungskosten für die Rote Armee mussten ebenso getragen werden wie Kriegsreparationen von 300 Millionen Dollar. Dazu kamen die hohen volkswirtschaftlichen Kosten «gemeinsamer» rumänisch-sowjetischer Unternehmen (Sovrom), die bis 1956 existierten, um ausschliesslich sowjetischen Interessen zu dienen. Eine zweijährige Trockenperiode von 1947-48 hatten die durch die Kriegseinwirkungen ohnehin stark geschädigte Landwirtschaft zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen. Der Abzug westlichen Kapitals und der Zusammenbruch der in den letzten Kriegsjahren ganz auf Hitlerdeutschland ausgerichteten rumänischen Volkswirtschaft waren dem wirtschaftlichen Desaster vorausgegangen.

In der Rumänischen Arbeiterpartei (PMR) konnte sich Gheorghe Gheorghiu-Dej, seit 1945 Generalsekretär der KP, und an der Regierung Groza nach seiner Rückkehr aus Moskau beteiligt, als Führer der nationalkommunistischen («rumänischen») gegenüber der «Moskauer Gruppe» allmählich durchsetzen.
Aus der Spaltung der Sozialdemokraten, in deren Reihen sich nach der Dritten Kommunistischen Internationalen (4.3.1919) eine sogenannte «maximalistische» Fraktion entwickelt hatte, die eine Diktatur des Proletariats forderte, ergab sich im Mai 1921 die Gründung der rumänischen KP. Anhänger fanden sich fast ausschliesslich unter den Transportarbeitern, den Minoritäten und den jüdischen Intellektuellen. Nach Verfolgung und offiziellem Verbot der Partei (1924) konnte die KPR nur aus der Illegalität und dem Exil heraus arbeiten. Der gescheiterte Eisenbahnerstreik von Griviţa von 1933 ist einer der wichtigen Ereignisse der Parteigeschichte, sollte er doch nach Plänen der KP zu einem Volksfrontbündnis in Rumänien führen. Der Antikommunismus in der faschistischen Zeit, das Hitler-Stalin Abkommen, das Verhältnis Rumäniens zur Sowjetunion waren kaum in der Lage, der illegalen rumänischen KP Anhänger zu schaffen. So kehrten denn mit der Ankunft der Roten Armee die Exilanten der KP aus Moskau zurück, nachdem kurz zuvor die Illegalen aus den rumänischen Gefängnissen befreit worden waren.

Gheorghe Gheorghiu-Dej Stemma der Volksrepublik In dieser Stunde Null begann die junge Volksdemokratie nach sowjetischem Vorbild den Neuaufbau der Volkswirtschaft. Im Juni 1948, zwei Monate nach Verkündigung der Verfassung, verstaatlichte die Regierung 90 % der IndustrieBergwerksund Transportunternehmen einschliesslich des Banken- und Versicherungswesens. Die bereits 1945 verkündete Landreform wurde weiter vorangetrieben. Der Großgrundbesitz von über 50 ha fiel der Enteignung anheim. Ab 1949 wurde eine gezielte Kollektivierung anvisiert.
Die Güter und Häuser von Faschisten, Regimegegnern und Angehörigen der deutschen Minderheit, denen Kollaboration mit den Nationalsozialisten vorgeworfen wurde, sowie Güter von Bürgern, die ins Ausland geflüchtet waren, hatte man unmittelbar nach dem Krieg beschlagnahmt. Da durch das Volksgruppen-Dekret der rumänischen Regierung vom 20. 11. 1940 faktisch alle rumänischen Bürger deutscher Abstammung zu Mitgliedern der damals bereits nationalsozialistisch beherrschten «Deutschen Volksgruppe» erklärt worden waren, bedeutete dies für alle das Makel der

Sehr bald liess Gheorghiu-Dej, der den Namen des politischen Zuchthauses Dej als Untergrundnamen angenommen hatte, seine Konkurrenten in der Partei beseitigen. Der Untergrund-KP-Chef Stephan Foris war schon nach dem Einmarsch der Sowjettruppen wegen «Feigheit» erschossen worden. Sein Nachfolger Lucreţiu Pătrăşcanu, Mann der ersten Stunde und als KP-Chef Mitglied der ersten noch vom König eingesetzten Regierung, wurde 1948 verhaftet und starb 1954 als angeblicher «amerikanischer Spion» am Galgen. 1952 verlor schließlich die gefürchtete Ana Pauker, die langjährige Außenministerin und als Favoritin Stalins Anführerin der «Moskauer Fraktion», alle Ämter. Ihr wurde Rechtsabweichlertum vorgeworfen, ihrer Gruppe gab man die Schuld für die seit Kriegsende ständig anwachsende Zahl von kollaborationswilligen nichtproletarischen Parteimitgliedern, die in übereilter Rekrutierung die Mitgliederbasis stärken sollte. Von 1945 war die Partei von

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Rumänien - Volksrepublik

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Kollaboration und damit die entschädigungslose Enteignung. Bis 1947 wurden von 143219 Landbesitzern insgesamt 1.443.911 ha Boden enteignet. Davon wurden angeblich 114.000 ha aus der Enteignung des Großgrundbesitzes gewonnen und 536.000 ha aus dem Besitz deutscher Kleinund Mittelbauern. Seit 1946 wurden Staatsgüter eingerichtet, auf denen viele Enteignete wieder Arbeit fanden.

Die neue Verfassung der Volksrepublik übernahm das Nationalitätenstatut von 1945 nachdem alle Bürger der rumänischen Volksrepublik «ohne Unterschied des Geschlechts, der Nationalität, der Rasse, der Religion oder des Bildungsstandes vor dem Gesetz gleich» sind. Durch einen Erlass vom Dezember 1948 wurden die Bestimmungen des Nationalitätenerlasses ausdrücklich auch auf die Deutschen in Rumänien ausgedehnt, die bis dahin faktisch rechtlos waren. Mit der Gleichstellung erhielten sie auch das Wahlrecht und wurden ein Jahr später wehrpflichtig. Mit dem Neubeginn der Volksrepublik konnte bald in den Minderheitenregionen wieder deutsch gesprochen werden. In die nach sowjetischem Vorbild geschaffenen Volksräte der Regionen und Rayons wurden bereits 1950 über 1000 deutschstämmige Deputierte gewählt, die vom «Deutschen Antifaschistischen Komitee» für gut befunden und vorgeschlagen wurden. Für die Deutschen in Rumänien begann sich das Leben unter veränderten ökonomischen Bedingungen allmählich wieder zu normalisieren. Mit den Verstaatlichungsund Kollektivierungsmaßnahmen waren die Grundlagen für eine staatliche Planwirtschaft gegeben. Die erste Währungsreform vom 15.8.1947 reichte nicht aus, die Aushöhlung der rumänischen Währung zu stoppen. So musste die Volksrepublik, nachdem die Nahrungsmittelpreise sich verdreifacht hatten und ein starker Inflationsdruck vorhanden war, eine neue Whrungsreform am 28.1.52 durchführen, die den Leu in das rubelkonvertible System des RGW, des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe (im Westen COMECON, in Rumänien CAER genannt) einband. Unter der Leitung von Gheorghe Gheorghiu-Dej sollte ein Generalplan für die nationale Wirtschaft aufgestellt werden, der mit dem RGW abzustimmen war. Die beiden Einjahrespläne von 1949 und 1950 gaben der Entwicklung der Schwerindustrie und dem Donau-Schwarzmeer-Kanal Vorrang und bewilligten kaum Investitionen für die Landwirtschaft, deren Integration in die neue sozialistische Wirtschaft sich am problematischsten gestalten sollte. zurück zur Textauswahl

1000 Mitgliedern auf 800.000 angestiegen. Zuvor war zum Höhepunkt des Konflikts zwischen «Moskauer» und «rumänischer» Fraktion eine Parteisäuberungsaktion durchgeführt worden, die 192.000 «ausbeuterische und feindliche Elemente, Karrieristen und Opportunisten» aus der Partei ausgeschlossen hatte. Schließlich wurde auch das Scheitern des Industrialisierungsprogramms der Moskauer Gruppe zur Last gelegt, die nun mit ihrer Gallionsfigur Ana Pauker aus allen Ämtern entfernt wurde. Gheorghiu-Dejs Führungsrolle war nun unumstritten. Am 2.6.52 vereinigte er die Ämter des Präsidenten des Ministerrats und des Generalsekretärs der PMR in seiner Person. Allmählich ging Gheorghiu-Dej auf vorsichtige Distanz zu Moskau, vereitelte die Drohung Stalins, Rumänien als Sowjetrepublik (wiedervereinigt mit der Moldauischen Sowjetrepublik) der Sowjetunion einzugliedern, setzte nach dem Tode Stalins schrittweise bis 1956 die Liquidation der ausbeuterischen Sovrom-Unternehmen durch und erreichte schließlich 1958 den Abzug der sowjetischen Besatzungstruppen. Gheorghe Gheorghiu-Dej stellte, nachdem er verhindert hatte, dass seinem Land die Rolle eines Rohstofflieferanten und Agrarlandes im östlichen Wirtschaftssystem zudiktiert wurde, zum Ende seiner Regierungszeit die Weichen in Richtung auf eine Öffnung zum Westen. Mit dem Sechsjahresplan von 1960 liess er eine eigene Schwerindustrie aufbauen und gewann deutsche Firmen für den Aufbau rumänischer Chemie- und Hüttenkombinate. Er liess Massentourismus an der Schwarzmeerküste planen und zog damit im Laufe der Zeit Millionen von fremden Besuchern ins Land. Er besuchte Eisenhower in den USA und sandte den hochangesehenen elsaßsmmigen Ministerpräsidenten Maurer zu de Gaulle nach Paris. Als Gheorghiu-Dej im Alter von 63 Jahren an einer Lungenentzündung starb, war Rumänien reif für eine eigenständige Außenpolitik und voller Hoffnungen auf fällige Wirtschaftsreformen.

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Rumänien - Sozialistische Republik

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Die Sozialistische Republik (1965-1989)
Nach dem Tode Gheorghiu-Dejs (1965) wird Nicolae Ceauşescu, mit 48 Jahren jüngster Parteichef Osteuropas, sein Nachfolger. Der ehemalige Schusterlehrling aus Scorniceşti hatte den 17 Jahre älteren Mitgefangenen Gheorghiu-Dej im politischen Zuchthaus Dej kennengelernt. Bald wurde er durch Botengänge und Arbeiten in der Illegalität zum wichtigsten Vertrauten Dejs, der ihm nach dem Krieg als erste größere politische Aufgabe den Vollzug der Zwangskollektivierung der Bauern anvertraute. Nach Tätigkeiten im kommunistischen Jugendverband wurde er Vize-Minister der Streitkräfte und Leiter der Obersten Politischen Direktion der Armee und konnte so die Parteilinie in den Streitkräften durchsetzen und die Kader straffer organisieren. Sein ausgeprägtes Organisationstalent brachten ihm 1955 das wichtigste Amt im Politbüro ein, die Leitung von Organisation und Kadern, das Machtzentrum der obersten Personalpolitik. Mit dem Wissen um die geheimen Personalakten der obersten Kader fiel ihm eine Schlüsselposition zu, die seinen Aufstieg in die Spitze der Parteihierarchie beschleunigte. Nach dem Tode Dejs wurde er zum Ersten Sekretär der Partei gewählt. Er verfolgt zunächst den Kurs seines Amtsvorgängers. Im August 1965 setzt er mit einer neuen Verfassung und der Umbenennung des Staats in Sozialistische Republik Rumänien (Republica Socialistă România, abgekürzt RSR) ein vorsichtiges Zeichen zur Loslösung von der sowjetischen Tutelenschaft. Gleichzeitig wurde die PMR (Rumänische Arbeiterpartei) in PCR [KPR] umbenannt.

Die Bevölkerung, die bei einem solchen Maß an Kritik gegenüber der Sowjetunion eine sowjetische Intervention befürchtete, stand einmütig hinter «ihrem» Präsidenten. Ceauşescu gelang es, dem über Jahrhunderte durch Fremdherrschaft und Unterdrückung geformten rumänischen Volk eine neue Rolle im Kräftespiel Europas zu geben. Er selbst sah sich als großen Vermittler, als Staatsmann, der auf diplomatischem Parkett Konflikte zu lösen in der Lage war. Maßgeblich beteiligt war er als Vermittler der Verhandlungen, die zum israelischägyptischen Frieden führten. Bald war er auf internationaler Ebene dafür geschätzt. Dem rumänischen Volk wollte er das Gefühl geben, das beste europäische Beispiel für ein Volk zu sein, dass stets um seine Unabhängigkeit kämpfen musste. Daher sollte das rumänische Volk international stets Vorkämpfer für Unabhängigkeit und Gerechtigkeit sein. Aus den Rumänen wurden in Ceauşescus Geschichtsauffassung Dakersprösslinge, die sich im Kampf gegen die römischen Invasoren ihre Unabhängigkeit sichern wollten. Burebista und Decebal wurden ebenso wie mittelalterliche Fürsten wie Mircea cel Bătrân, Ştefan cel Mare und Mihail Viteazul zu Ahnen der rumänischen KP reinterpretiert, weil sie versucht hatten, Rumänien vor Fremdem wie etwa dem dekadenten Einfluss Roms oder der osmanischen Dominanz zu schützen.

Nicolae Ceauşescu Innenpolitisch führte er einen harten Kurs, gab jedoch am Anfang seiner Regierungszeit der Bevölkerung viel Anlass zu Hoffnungen auf neue Freiheiten. Zum Höhepunkt seiner Popularität (1968) rehabilitierte er posthum die Opfer der KP-Führung der fünfziger Jahre und liess auch den Intellektuellen des Landes mehr Spielraum. Nach dem Einmarsch in Prag entstand unter der Fiktion einer bevorstehenden sowjetischen Intervention in Rumänien ein neuer, zunächst antirussisch ausgerichteter Nationalismus, der sich jedoch bald gegen die mitwohnenden Nationalitäten des Landes richtete. Für die Minderheiten Rumäniens begann eine harte Zeit. Zu keiner anderen historischen Periode wurde der Rumänisierungsanspruch so intensiv geltend gemacht wie unter Ceauşescu. In Siebenbürgen und im Banat

Stemma der Sozialistischen Republik Rumänien Um keinen Interventionsanspruch von Seiten der Sowjetunion aufkommen zu lassen, achtete er stets auf ein korrektes Einhalten aller Abkommen und übertrug dieses korrekte Verhalten auf die Beziehungen zu allen Staaten. Zunächst erlaubte er sich freundschaftliche Beziehungen zu dem

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Rumänien - Sozialistische Republik

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damals sowjetfeindlichen China, um mit der chinesischen Karte ein Mehr an außenpolitischer Selbständigkeit zu erreichen. 1966 empfing er Tito und Zhou En-Lai. Gleichzeitig knüpfte er Beziehungen zum kapitalistischen Westen an, um auf lange Sicht ein ehrgeiziges Industrialisierungsprogramm zu realisieren. Das Schlagwort von den sprichwörtlich guten Beziehungen der Rumänen zu allen Völkern ungeachtet ihrer Gesellschaftsordnungen wurde politisches Handlungsaxiom Ceauşescus, dem die Sowjetunion kaum widersprechen konnte. So nahm Rumänien als erstes Land des Ostblocks 1967 diplomatische Beziehungen zur B.R.Deutschland auf und entsprach nicht dem damaligen Wunsch der Sowjetunion, seine diplomatischen Beziehungen zu Israel abzubrechen. Der Einmarsch der Warschauer Pakt Staaten in die CSSR fand ohne Rumänien statt. Ceauşescu liess die Nationalversammlung einberufen und erklärte vor der Öffentlichkeit, dass der Warschauer Pakt ausschliesslich «ein Instrument zur Verteidigung der sozialistischen Länder gegen eine Aggression von außen» sei. In der Folge der Prager Ereignisse liess er 1968 sogar patriotische Garden, eine Art bewaffneter Volksmiliz, gründen «zur Verteidigung unseres stolzen Vaterlandes gegen jeden fremden Eindringling». zurück zur Textauswahl

wurden die seit Jahrhunderten garantierten Minderheitsrechte für Ungarn und Deutsche aufgehoben. Ungarische und deutsche Dorfnamen wurde rumänisiert und zahlreiche deutsche und ungarische Schulen mussten schliessen oder wurden allmählich rumänisiert. Die Zahl der deutschsprachigen Bürger des Landes sank dramatisch auf unter 200.000. 1967 übernahm Ceauşescu auch das Amt des Staatsratsvorsitzenden und liess sich 1974 den neuen Titel «Präsident der Sozialistischen Republik Rumänien» verleihen. Seit Ende der Siebziger Jahre wurde die Sozialistische Republik Rumänien immer stärker zu einem ausschließlich von Ceauşescu geprägten Staat. zurück zur Textauswahl

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Rumänien - Ära Ceausescu

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Die Ära Ceauşescu
Der «erste Arbeiter des Landes», wie sich Ceauşescu in der «Ära Ceauşescu» apostrophieren lässt, regierte seit Mitte der 70er Jahre immer unumschränkter. In seiner Manie, alles selbst entscheiden zu wollen, regierte er mit einer Flut von Dekreten und Massenkampagnen «sein» immer mehr zum Konsumverzicht angehaltenes Volk. Ein Personenkult ungeahnten Ausmaßes entwickelte sich um den neuen Führer, den Conducător des Landes.

Die wirtschaftlichen Mißstände eskalierten dramatisch. In der Endphase der Regierungszeit Ceauşescus, in der Parteisprache als «Epoca de aur», als «Goldenes Zeitalter» bezeichnet, entwickelte sich Rumänien zum ärmsten und unterdrücktesten Land Europas.

Im Ausland gehätschelt: Ceauşescu Die Versorgungskrise wurde seit 1984 durch eine sich jährlich steigernde Energiekrise verschärft. Der rumänischen Bevölkerung wurde eine Beheizung ihrer Wohnräume nur noch bis maximal 12 Grad erlaubt, was nicht einmal erreicht werden konnte, denn Stromund Gassperren waren an der Tagesordnung. Die Städte des Landes boten an Winterabenden ein Bild der lichtlosen Ausgestorbenheit. Die Verdoppelung der Geburtenrate sollte nach der Meinung des Präsidenten das Volk ökonomisch stärken. So wurden seit 1986 obligatorisch monatliche gynäkologische Untersuchungen von Frauen im gebärfähigen Alter durchgeführt, um nicht genehmigte Abtreibungen zu verhindern. Die Geburtenkontrolle wurde untersagt.
Ein spontaner Streik der Bergleute im Schiltal wurde 1984 durch Massenverhaftungen beendet. Im Jahre 1985 gab es Hinweise auf einen Hungeraufstand im Banat, bei dem Bauern die staatlichen Getreidedepots gestürmt haben sollen. 1986 führten die verzweifelten Einsparungsmaßnahmen sogar zu einer Kürzung des Etats des Militärs. Freilich holte sich Ceauşescu hierzu über eine Volksabstimmung Rückendeckung: 99,9 % der Wahlberechtigten sprachen sich für die Kürzung aus. Bis 1987 sollen drei Versuche des Offizierskorps, den Präsidenten auszuschalten, fehlgeschlagen sein: Bruder Ilie und Bruder Nicolae Andruţa waren wachsam. Im November 1987 gab es anlässlich einer Hungerrevolte in Braşov gegen Lohnkürzungen in der Braşover Traktorenfabrik eine Demonstration mit Plünderung eines örtlichen Parteibüros und Toten auf Seiten der Staatsmacht. Im ganzen Land schwelte Kritik an dem autokratischen Führungsstil des Staats- und Parteichefs. Stimmen in In- und Ausland forderten seine Ablösung.

"König Ceauşescu mit Szepter" Auf Bildern war er mit Seidenschärpe mit den rumänischen National-farben und sogar mit selbstentworfenem Szepter zu sehen - wie ein gekröntes Haupt. Mitte der 70er Jahre entwickelte sich mit dem politischen Aufstieg seiner Frau Elena ein im Ausland oft angeprangerter Nepotismus. Elena Ceauşescu, wurde - wie er selbst unter Dej im ZK zuständig für Organisation und Kader und mit der Kenntnis der Kaderakten avancierte sie zur wichtigsten und mächtigsten grauen Eminenz. Gleichzeitig wurde sie Vizepremier und vertrat damit ihren Mann. Sohn Nicu Ceauşescu war zeitweise Minister für Jugendfragen. Die Jugendorganisation der KP, die Jungen Pioniere, wurde von Schwiegertochter Poiana geführt. Ceauşescus Schwager Gheorghe Petrescu traf alle Entscheidungen im Bereich der Elektronik und des Maschinenbaus. Polizei und Geheimdienst wurden von Bruder Nicolae Andruţa kontrolliert. Bruder Ilie kontrollierte als Vizeverteidigungsminister das Militär, das Ceauşescu die Kürzung des Budgets seit Ende der 70er Jahre und den unmilitärischen Einsatz der Armee als Arbeitsbataillon in der Landwirtschaft und im Bauwesen übel nahm. Zum Vizelandwirtschaftsminister hatte der «bäuerlichste aller Bauern» - so eine Parteihymne über den Conducħtor - Bruder Ion auserkoren. Damit dieser nicht allein bestimmte, wurde auch noch Schwager Vasilie Barbulecu mit wichtigen Ämtern im Agrarsektor betraut. Bergbauminister wurde

Der sowjetische Glasnostund Perestroikakurs war im Rumänien des Personenkults nicht willkommen. Der sowjetische Generalsekretär Gorbatschow sagte einer Gruppe auftragsgemäß jubelnder

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Rumänien - Ära Ceausescu

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Schwager Ilie Verdeţ und sein Bruder Florea kontrollierte das Zentralorgan der KPR, die Parteizeitung Scînteia. Die Verwandten der Dynastie Ceauşescu wurden geschickt in Stellvertreterposten untergebracht, so dass sie zwar Kontrolle aus übten, gleichzeitig aber die Verantwortung für etwaige Fehler auf die auswechselbaren ersten Repräsentanten abwälzen konnten, ohne dass das Bild des Oberhaupts der Dynastie Schaden erlitt: eine wahrhaft byzantinische Tradition! Zur Nachfolge des in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre von Krankheit geprägten Nicolae Ceauşescu steht neben seinem durch Skandale diskreditierten Sohn Nicu vor allem Frau Elena zur Disposition. Ohne entsprechende Mehrheiten im ZK zu finden, wollte Ceauşescu Frau Elena bereits 1979 und 1984 zur Stellvertretenden Parteivorsitzenden küren lassen, um sie für die Nachfolge aufzubauen. Die rumänische Presse bejubelt täglich neben dem Präsidenten die «Genossin Akademiemitglied Doktor Ingenieur Elena Ceauşescu». In der Endphase der Ära Ceauşescu nahmen die Probleme des Landes zu. Der Schuldenberg, der durch die rasche Industrialisierung aufgetürmt wurde und die nationale Misswirtschaft, verlangte von der rumänischen Bevölkerung einen für europäische Verhältnisse einmaligen Konsumverzicht. Es gelang Ceauşescu immerhin, den Schuldenberg von über 20 Milliarden Dollar 1987 auf 6 Milliarden zu verringern. Zwei Jahre danach sollte angeblich die gesamte Auslandsschuld getilgt sein. Doch der Preis für diesen Zwang, den er dem Volk auferlegte, war der Verlust vieler demokratischer Freiheiten. Nur mit Hilfe starrer Autorität und eines perfekt organisierten Staatssicherheitsdienstes wurde in den 80er Jahren das Land regiert. Ein Drittel der Bevölkerung arbeitete bereits direkt oder indirekt für den Staatssicherheitsdienst, die securitate. Das nicht publizierte Dekret Nr. 408 verpflichtete jeden Bürger, innerhalb von 24 Stunden einen Kontakt mit Ausländern der Miliz zu melden. Die Versammlungsfreiheit wurde abgeschafft. Stimmen der Opposition konnten sich nicht einmal mehr im Untergrund artikulieren, seitdem die Benutzung von Fotokopierapparaten kontrolliert und die Bürger verpflichtet wurden, jährlich ihre Schreibmaschine per Schreibprobe bei der Miliz registrieren zu lassen. zurück zur Textauswahl

Rumänen anlässlich seines Rumänienbesuchs am 9.6.87: "Selbst wenn Sie mir erzählen würden, dass in Ihrem Land alles in Ordnung ist, ich würde es nicht glauben" Von Gorbatschow gingen starke sowjetische Pressionen gegen den Personenkult und die Versuche, per Nepotismus die dynastische Nachfolge zu sichern, aus. Die sowjetophile Fraktion im ZK erhielt allmählich Rückendeckung.

Der Palast der Goldenen Epoche Wegen der dramatisch sich entwickelnden innenpolitischen Unterdrückung suspendierte im Juni 1987 der US-Kongress die Meistbegünstigungsklausel im Handel mit Rumänien. Zum Abschluss der «Goldenen Epoche» wollte Ceauşescu sich und der neuen Sozialistischen Republik ein Denkmal setzen. Zu diesem Zweck wurden zahlreiche historisch wertvolle Stadtviertel in Bukarests Süden seit Mitte der achtziger Jahre dem Erdboden gleichgemacht, um im Werte von 1,2 Milliarden Dollar ein neues Verwaltungsund Aufmarschzentrum des modernen sozialistischen Rumänien zu schaffen. Für das neue Regierungsviertel mit seinen neoklassizistischen Repräsentationsbauten, das zum 70. Geburtstag des «Großen Gründers», am 26.1.1988 eingeweiht wurde, liess er etwa ein Fünftel der Stadt abreissen und 40.000 Bukarester Bürger zwangsevakuieren. Zu beiden Seiten des 120 m breiten Boulevards des sozialistischen Sieges mussten den Prunkbauten der Parteielite die letzten Spuren eines bürgerlichen Bukarests weichen: Die Altstadt fiel dem Beton der «Goldenen Epoche» zum Opfer. Die Rumänen verdanken ihrem Präsidenten unbestritten ihr hohes internationales Ansehen, den Wandel vom rückständigen Agrar- zum modernen Industriestaat und eine Zunahme an Souveränität. Dafür besaß er bis Mitte der siebziger Jahre ein Höchstmaß an Popularität in der Bevölkerung. Für viele Kenner der Situation ist deshalb der Widerspruch zwischen der außenpolitischen in aller Welt geschätzten Rolle Ceauşescus und der innenpolitischen Entwicklung seit der Mitte der siebziger Jahre hin zu Personenkult, Nepotismus und Polizeistaat unerklärlich. Die

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Rumänien - Ära Ceausescu

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rumänische Bevölkerung, erduldete in bewundernswertem Arrangement diese schlimme Phase ihrer jüngsten Geschichte. «Maisbrei explodiert nicht» sagt ein rumänisches Sprichwort. zurück zur Textauswahl

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Rumänien - heute

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Das heutige Rumänien
Nach einer Demonstration der deutschen und ungarischen Minderheit und rumänischer Regimegegner in Timişoara am 16.12.89 gegen die Zwangsdeportation des reformierten Pfarrers László Tökés erfasste die Protestwelle rasch die gesamte Bevölkerung Rumäniens und gipfelt in einem Volksaufstand. Am 22.12.89 flieht das Diktatorenpaar aus der Hauptstadt. Die Armee stellt sich auf die Seite des Volkes und wendet sich gegen die vom Diktator mobilisierten Sicherheitkräfte. Im Einvernehmen mit der noch kommunistischen Nomenklatura übermimmt die Front zur Nationalen Rettung die Macht. Einen Tag nachdem der auf der Flucht verhaftete Diktator und seine Frau Elena von einem Militärgericht zum Tode verurteilt und erschossen wurde, übernimmt am 26.12.89 der 1971 unter Ceauşescu als ZK-Sekretär abgesetzte Ion Iliescu, ein ehemaliger Studienkollege Gorbatschows, im Auftrag der Front der Nationalen Rettung die Präsidentschaft. Der Interimspräsident wird nach heftigen anti-kommunistischen Protesten im April 1990 schließlich am 20.5.1990 in den ersten freien Wahlen des Landes (die von Beobachtern nicht immer als fair betrachtet wurden) mit 85,07% als FNR-Kandidat zum Staatspräsidenten gewählt. Die zersplitterte Opposition, die in dem im schweizer Exil lebenden rumänischen König keine einigende Symbolfigur fand, konnte den Machtanspruch der FNR demokratisch nicht brechen. Auch im Senat, der zweiten Kammer des Landes, verfügt die FNR nach der ersten freien Wahl über 92 der 119 Sitze.

Ion Iliescu Oppositionelle Proteste wie die

Wirtschaftlich sind allerdings durch die sehr schleppende Privatisierung im Unternehmensbereich und durch das Nebeneinander von Neugründungen und korrumpierten Staatsbetrieben und Verwaltungsinstitutionen, die vor allen zur Sicherung der Privilegien der alten Nomenklatura beibehalten wurden, noch zu wenig Erfolge zu buchen. Die Versorgungskrise wurde in 90er Jahren sehr schnell abgebaut, allerdings mit dem Preis einer hohen Inflation. Im Mai 1994 stabilisiert sich die rumänische Währung durch Freigabe des Wechselkurses. Die Verbraucherpreise liegen jedoch weit über dem Niveau des Mindesteinkommens. Bei den Präsidentschaftswahlen vom 27.9.93 siegt Iliescu im zweiten Wahlgang mit 60 % der abgegebenen Stimmen. Aus der Sammlungsbewegung der FNR ging die Demokratische Front der Nationalen Rettung (FDSN) hervor, ein Sammelbecken für alte und gewendete Kommunisten, und linkskonservative Kräfte. Ab Juni 1993 nennt sie sich Sozialdemokratische Partei Rumäniens. Im Februar 1993 unterzeichnet die neue Führung Rumäniens in Brüssel ein Abkommen über die Assoziierung Rumäniens an die EG, das vorsieht, innerhalb von 10 Jahren eine Freihandelszone zu errichten. Prüfstein für den Eintritt nach Europa ist vor allem die Minderheitenpolitik Rumäniens. 1996 gewinnt der bürgerliche Kandidat Emil Constantinescu (Bürgerunion) die Präsidentschaftswahlen. Der ins Stocken geratene Reformprozess konnte durch ihn allerdings nicht beendet werden. Kaufkraftverluste von 22,4 % (1997) verschärfen die politischen Konfilikte, der Weg nach Europa - einmal eingeschlagen - erweist sich als äußerst schwierig. Der Druck der fortschreitenden wirtschaftllichen Krise treibt Rumänien an den Rand der Zahlungsunfähigkeit. Die dringend notwendigen wirtschaftlichen Reformen verzögern sich weiter. Während die Inflationsrate 1998 leicht auf 40,6 % absinkt (1997 noch 152 %), steigt die Arbeitslosigkeit auf 10,3 %. In der Präsidentschaftszeit Constantinescus zeichnet sich (während des Kosovo-Konflikts) eine Annäherung an die NATO ab, die bei seinem Nachfolger, Ion Iliescu (am 28.12.2000 wieder gewählt) zum Beitritt des Landes zur NATO (mit Wirkung vom 1.5.2004) führte. Im Irakkrieg bekannte sich Rumänien von Beginn an eindeutig zur Position der USA und stellte den USA seine Luftwaffenbasen und den Schwarzmeerhafen Constanţa zur Verfügung.

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Rumänien - heute

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Studentenbewegung des Universitätsplatzes wurden durch die Schlagstöcke der von Iliescu herbeigerufenen Bergarbeiter am 14.6.90 niedergeknüppelt. Im Westen des Landes (Timişoara, Oradea) demonstrieren im Juli und August 1990 Zehntausende gegen Iliescu und die noch immer bestehenden Machtstrukturen des Kommunismus. Iliescu vertritt einen anderen Reformkurs als die übrigen Länder Osteuropas. Er stützt sich auf einen starken Staatsapparat und auf die gewendete Nomenklatura der ehemaligen KP. Er hält sich dabei an formal-demokratische Prinzipien und versucht mit einer allmählichen Demokratisierung und langsamen Wirtschaftsreformen das Land aus dem Trauma der Diktatur zu führen. Die politische Entwicklung seiner ersten Amtszeit geht deutlich in Richtung auf eine Demokratisierung der wichtigsten Institutionen des Landes und der Durchsetzung elementarer Prinzipien eines Rechtsstaats.

Traian Băsescu Nach der Nichtberücksichtigung Rumäniens und Bulgariens bei der ersten Runde der Osterweiterung der EU stellte der Europäische Rat Rumänien eine Vollmitgliedschaft für 2007 in Aussicht, wenn die Beitrittsverhandlungen bis Ende 2004 erfolgreich verlaufen. In den Wahlen vom 20.12.2004 wird der Präsident des Partidul Democrat, der ehemalige Bürgermeister von Bukarest, Traian Băsescu zum Staatspräsidenten gewählt und setzt sich vor allem für den Erfolg der Beitrittsverhandlungen zur EU ein. In diesem Zusammenhang ist auch die Währungsreform vom Sommer 2005 zu sehen, die einen konvertiblen von inflationären Nullen befreiten Leu (RON) schafft.

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http://www.romanistik-online.uni-frankfurt.de/romanistik/lkrum/lkrum/kurs/text_seite... 14.01.2011

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